Weltspieltag in Zeiten von Corona - Kinder und Jugendliche brauchen Freiräume
„Raus in die Natur!“- das ist das Motto des Deutschen Kinderhilfswerkes für den Weltspieltag am 28. Mai 2020
Anlässlich des Weltspieltages macht die Koordinatorin für Kinder- und Jugendinteressen der Landeshauptstadt Potsdam, Stefanie Buhr, auf die Bedürfnisse von Kinder und Jugendlichen in Zeiten von Corona aufmerksam: „Kinder- und Jugendliche hatten es in den letzten Wochen sehr schwer. In weiteren politischen Überlegungen zur Corona-Pandemie müssen ihre Bedürfnisse dringend einen größeren Stellwert erhalten“, so Buhr.
Gemäß Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention haben Kinder und Jugendliche ein Recht auf Spiel- und Freizeit. In den letzten Wochen stand vor allem die Gesundheit aller Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund. Für ein gesundes Aufwachsen benötigen Kinder viel mehr: Bewegung, die Möglichkeiten im Spiel mit anderen Kindern ihre Fantasien zu entwickeln, sich auszuprobieren um dadurch ihr Sozialverhalten zu testen. Im spielerischen Umgang werden Kompetenzen erlernt, die später im Erwachsenenalter von ihnen ganz selbstverständlich abverlangt werden.
„Unsere Pflicht ist es, Kindern und Jugendlichen diese Räume in ausreichendem Maße zur Verfügung zu stellen. Nun hat die Corona-Krise zur Folge, dass diese Zugänge zu Freiräumen jeglicher Art, sei es Spiel- und Sportplätze, Bolz und Skateplätze, Park- und Grünanlagen lange Zeit komplett geschlossen gehalten werden mussten. Was in den Auswirkungen bisher nicht nachweisbar ist, bleibt nach den Lockerungen der Beschränkungen niemandem verborgen und ist deutlich sichtbar für Eltern, Erzieher*innen, Pädagogen*innen und Therapeut*innen. Die Kinder haben stark unter dieser Krise zu leiden“, so Stefanie Buhr.
Die LHP ist seit 2017 gesiegelte kinder- und jugendfreundliche Kommune und verfolgt damit den Anspruch Kinder und Jugendliche stärker in die sie betreffenden Belange miteinzubeziehen, ihnen beispielsweise mehr Mitbestimmung bei der Gestaltung von Freiflächen wie Skate- und Bolzplätzen oder Spielplätzen einzuräumen, beispielsweise durch das neue Spielplatzentwicklungskonzept des Bereichs Grünflächen der Landeshauptstadt. Weiterhin besteht eine enge Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro Potsdam, in Trägerschaft des Stadtjugendring e.V. die sich für Beteiligungsprozesse von jungen Menschen in der Stadt einsetzen. Eine langjährige Mitarbeiterin dieser Einrichtung ist Manuela Neels, die die Entwicklungen der letzten Monate ebenfalls kritisch beobachten musste, denn die Schließung von Orten an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten dürfen, hatte letzten Endes aus Ihrer Sicht nur eine Verlagerung der Aufenthaltsorte zur Folge. „Bei einer erneut notwendigen Verschärfung der Maßnahmen sollten möglichst große städtische Spiel- und Freiflächen vor der Schließung bewahrt werden“, sagt Manuela Neels.
Kinder und Jugendliche wünschen sich im Zuge moderner Stadtentwicklung mehr Freiräume. Die Anfang 2018 durchgeführte repräsentative Kinder- und Jugendbefragung zum Thema „Freizeit und Mitbestimmung in Potsdam“ unter 9- bis unter 21-jährigen Schüler*innen vom Potsdamer Jugendamt zeigt im Bereich Mitbestimmung deutlich die Tendenz, dass Kinder und Jugendliche sich bei städteplanerischen Projekten zu Spiel-, Sport- und Freiflächen stärker einbringen möchten. Im Zuge einer wachsenden Stadt sind Grün- und Naturflächen zu erhalten und neue Freiflächen sowie naturnahe Spielräume zu schaffen. Diese Erholungsorte dienen der gesamtgesellschaftlichen Lebensqualität in einer Stadt und dienen als Rückzugsorte und Begegnungsstätten gleichermaßen.
„Das Fehlen von Freiräumen in einer Zeit, in der gesellschaftliche Konflikte zwischen Jung und Alt in erfolgreichen Anzeigen und Beschwerden münden und dazu führen, dass Kinder und Jugendliche als störende und lärmende Gruppen wahrgenommen werden, beinhaltet die Botschaft an die junge Generation, dass sie in unserer Gesellschaft nur wenige akzeptierte Freiräume besitzen. Diese Entwicklung empfinde ich als tragisch und wünsche mir in diesen solidarischen Zeiten auch mehr Toleranz und Akzeptanz für die Bedürfnisse von jüngeren Potsdamer*innen“, so Stefanie Buhr, Koordinatorin für Kinder- und Jugendinteressen der Landeshauptstadt Potsdam.
Der Weltspieltag wurde als „World Play Day“ 1999 ins Leben gerufen. In Deutschland koordiniert das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. die dezentralen Aktivitäten seit 2008 im Rahmen des „Bündnis für Recht auf Spiel“. Thema in diesem Jahr ist „Raus in die Natur!“
Potsdam, 27.05.2020Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
