Vier HFF-Filme gewinnen Murnau-Kurzfilmpreis
08.05.2009 - Zum 15. Mal werden heute Abend in der Wiesbadener Caligari FilmBühne die Murnau-Kurzfilmpreise vergeben. Unter den zehn Preisträgern sind in diesem Jahr gleich vier Filme, die an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg produziert wurden. Der von der Friedrich-Wilhelm-Murnau Stiftung alljährlich vergebene Preis soll „besonders kinogeeignete, publikumswirksame, aktuelle, deutsche Kurzfilme“ fördern. Er wird an höchstens zehn Filme vergeben und ist mit je 2000 € dotiert.
Die HFF-Filme, die in diesem Jahr prämiert werden, könnten unterschiedlicher nicht sein: Tomer Esheds 3D-Naturdoku-Persiflage OUR WONDERFUL NATRURE - gerade für den Studentenoscar nominiert, Alexander Pohls düstere Vision TRICKSTER, Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopfs Anti-Kriegs-Film I DON’T FEEL LIKE DANCING und Volker Schlechts GERMANIA WURST, eine bissig-böse Abrechnung mit deutscher Geschichte.
OUR WONDERFUL NATURE beleuchtet das Liebesleben der schnellen Wasserspitzmäuse im belehrenden Stil antiquierter BBC-Naturdokumentationen, präsentiert Spitzmaus-Kung Fu vom Feinsten und endet unerwartet wie konsequent. Tomer Eshed realisierte den technisch aufwändigen Film bereits im 3. Studienjahr: mitgewirkt haben auch seine Kommilitonen Alexei Ashkenazy, Anne Baeker Jan Schneider, Stefan Maria Schneider und David Ziegler.
Visuell beeindruckend ist Alexander Pohls TRICKSTER. Der auf die Leinwand eines pittoresken Kinos projizierte Dumme August durchlebt stellvertretend für sein Publikum einen bizarren Albtraum. Eine handwerklich und gestalterisch perfekte Studie über Gut, Böse und Selbsterkenntnis. TRICKSTER ist Alexander Pohls Diplomfilm, den er mit weiteren HFF-Studenten, Tilman Hopf, Fabian Pöhlmann, Stefan Maria Schneider und Till Vielrose, produzierte.
I DON’T FEEL LIKE DANCING spielt irgendwo in einem Kriegsgebiet. Drei stationierte junge Soldaten wollen sich amüsieren und treffen auf ein einheimisches Mädchen. Scheinbare Normalität weicht sieben Filmminuten später der bedrückenden Realität unmenschlicher Verhältnisse, die nur Täter, Opfer und Feinde kennt.
Mit ihrem Script gewannen Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf den „Cinema for Peace Talent Award 2007“ und die Finanzierung des Projekts. Mittlerweile lief ihr Film auf über 50 Festivals und gewann zahlreiche Preise. An der Produktion waren auch ihre Kommilitonen Juliane Mieke, Gregor Schönfelder, Franziska Rufledt, Johannes Heidingsfelder und Kai Minierski beteiligt.
Volker Schlechts GERMANIA WURST bietet einen gezeichneten, marschmusik-getakteten, bisweilen böse bissigen wie schwarzhumorigen Abriss Deutscher Geschichte von der Schlacht im Teutoburger Wald bis zur Wiedervereinigung. Über an freie Assoziation erinnernde Bildfolgen erschließt sich die verhängnisvolle Historie über eine durch Symbolik und Metaphern beeindruckend vermittelte, durchaus subjektive Sicht auf den Lauf der Dinge. Und immer mittendrin als roter Faden die deutsche Wurst – mal in Scheiben, mal am Stück. Da bleibt der Bissen im Halse stecken ...
Volker Schlecht arbeitete zwischen 2001 und 2007 als künstlerischer Mitarbeiter an der HFF. GERMANIA WURST entstand hier als sein künstlerisches Qualifizierungsprojekt. Beteiligt waren auch die HFF-Studenten Thomas Bachmann, Johannes Varga und Matthias Petsche.
Im Rahmen der Preisgala laufen heute Abend im Beisein der Filmemacher alle Preisträgerfilme in der Wiesbadener Caligari FilmBühne, einem 1928 erbauten und aufwändig rekonstruierten Jugendstil-Juwel.
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HFF Hochschule für Film und Fernsehen
