Die eigentliche „Sensation“ des Arabicums
03.09.2010 - Zu Beginn der Restaurierungsarbeiten am denkmalgeschützten Arabicum in der Gutmann-Villa in der Potsdamer Bertinistraße bezeichnete Stadtkonservator Andreas Kalesse die Farben des Arabicums als „Sensation“.
Die eigentliche Sensation des Arabicums besteht jedoch darin, dass es überhaupt noch da ist und die wertvollen Holztafeln nicht schon längst vermodert auf dem Boden herumliegen.
Ein lange Kette von bewussten oder unbewussten Versäumnissen der Stadt ist mit diesem Haus verbunden. In jüngster Zeit waren dies Beschädigungen an der Bausubstanz durch vorbeifahrende Fahrzeuge, denen man nur zögerlich Einhalt gebot oder der fehlende Druck der Stadt auf eine wenigstens teilweise Öffnung des Hauses nach dessen Weiterverkauf an eine bekannte Schauspielerin und ihren Freund vor
einigen Jahren.
Das Haus in der Bertinistrasse war schon arg angegriffen, als es Anfang der Neunziger besetzt wurde. Die damaligen HausbesetzerInnen sicherten umgehend das Arabicum mit Stahlgittertüren vor dem Betreten und ließen in den Jahren danach als einzige städtische Amtsperson eine Mitarbeiterin der Denkmalpflege zur regelmäßigen Überprüfung des Arabicums in den Raum. Das Dach über dem Arabicum wurde von den BesetzerInnen repariert, das Zimmer wurde regelmäßig beheizt, um es nicht den Verfall preis zugeben. In dieser Zeit war das Arabicum ein geschlossener Raum der konserviert wurde. Ironischerweise von Hausbesetzern, denen ein Jahrzehnt später genau dessen Verfall
angekreidet wurde. Die Sperrung des Hauses für die BewohnerInnen erfolgte aufgrund einer vom heutigen Oberbürgermeister Jann Jakobs unterzeichneten Ordnungsverfügung, die ausgerechnet mit der Gefährdung des „Arabicums“ begründet wurde.
Nach der Räumung des Hauses war das Arabicum stark gefährdet. Minimale Reparaturen änderten auch nichts an dem Zustand des Zimmers wie auch des Hauses. Dies führte sogar zu einer Strafanzeige gegen die Stadt, die in dieser Zeit den Verfall des Hauses wie auch des Zimmers in Kauf nahm.
Es ist sicherlich sensationell für die Denkmalpflege, solch einen Ort zu besichtigen, der der Öffentlichkeit verborgen bleiben wird. Dass es das Arabicum überhaupt noch gibt, haben wir, wenn wir nur die jüngere Vergangenheit zählen, sicher nicht der Stadt Potsdam zu verdanken.
Julia Laabs
Stadtverordnete
Veröffentlicht von:
Die Andere
