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Potsdam, 24.11.2021

Notfallversorgung unter aktuellen Pandemiebedingungen angespannt


Patienten mit akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen erhalten Hilfe beim Haus- oder Facharzt und außerhalb der Sprechzeiten beim ärztlichen Bereitschaftsdienst

Der Bereichsleiter Gefahrenabwehr der Feuerwehr Potsdam, Rainer Schulz, hat heute gemeinsam mit Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Ernst von Bergmann, dem Leiter der Kinder-Notaufnahme Prof. Dr. Thomas Erler, Dr. Bernhard Fleischer, Oberarzt der Zentralen Notaufnahme EvB, der Leiterin der Notaufnahme des St. Josef Alexianer, Dr. Antje Pfaffe, sowie Dipl.-Med. Andreas Schwark, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen über die aktuelle Lage der Notfallversorgung in Potsdam informiert. Die Akut- und Notfallversorgung in der Landeshauptstadt Potsdam ist gerade unter den aktuellen Pandemiebedingungen weiterhin sehr angespannt. Die Notfallversorgung ist ein sehr dynamischer Prozess, der von vielen Faktoren bestimmt wird.

Ein Part der Notfallversorgung ist die Notfallrettung, die durch die Berufsfeuerwehr Potsdam sichergestellt wird. „Zumindest in den letzten drei bis vier Jahren haben sich die Einsatzzahlen moderat entwickelt“, sagt Rainer Schulz, Bereichsleiter Gefahrenabwehr der Feuerwehr Potsdam. Selbst in der Corona-Zeit lag der Fokus zusätzlich zum normalen Rettungsdienst eher auf coronabedingten Verlegungen. Seit Ende der 3. Welle und Anfang des Sommers gab es einen erheblichen Anstieg der Einsatzzahlen weit über den Zahlen von 2019. „Das sind Zahlen, die an der Grenze der Leistungsfähigkeit des Regelrettungsdienstes liegen. Verglichen mit 2019 wird der Rettungsdienst Ende 2021 rund 1300 Einsätze mehr gefahren sein“, so Rainer Schulz. „Mehr als 30 Prozent davon sind Fehleinsätze, also Einsätze, in denen sich der Patient in keinem lebensbedrohlichen Zustand befunden hat und lediglich ambulant versorgt werden musste. Dadurch wird der Rettungsdienst unnötig belastet. Denn die Notfallrettung der Landeshauptstadt Potsdam ist für verletzte oder erkrankte Personen, die sich in Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind“, so der Bereichsleiter Gefahrenabwehr.

Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer des Klinikums Ernst von Bergmann ergänzt: „Insbesondere wenn die Corona-Fallzahlen weiter steigen, benötigen wir alle Kräfte im Klinikum Ernst von Bergmann, um uns auf die Versorgung schwersterkrankter Patientinnen und Patienten zu fokussieren. Wir appellieren auch deshalb an die Potsdamer Bevölkerung, sich bei gesundheitlichen Beschwerden, die nicht zwingend in einer Notaufnahme versorgt werden müssen, zunächst an den Bereich der niedergelassenen Ärzte zu wenden. Sie ermöglichen damit die schnelle und gesicherte Versorgung der schwersterkrankten Mitmenschen.“

Auch im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam wird die gegenwärtige Pandemie-Lage als höchstdynamisch eingeschätzt. Aus diesem Grund werden die Kapazitäten planbarer OPs zwangsweise angepasst – also reduziert. „Im Bereich der Notfallversorgung haben wir im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent mehr Notfallpatienten – unabhängig von Covid. Wir arbeiten somit bereits jetzt an den Kapazitätsgrenzen. Hinzu kommt der erhöhte Versorgungaufwand bei Covid-Verdachtsfällen“, sagt Dr. Antje Pfaffe, Chefärztin der Notaufnahme im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam.

Einig sind sich Rettungsdienst und Notfallmediziner, dass die Notaufnahme von Bürgerinnen und Bürgern mit schwersten bedrohlichen Erkrankungen wie Unfall- und Brandverletzungen, Trauma und Knochenbrüchen, Kopfverletzungen, bei hohem Blutverlust, Vergiftungen, Sepsis, Herz- und Hirn-Infarkten oder Schlaganfall anzusteuern beziehungsweise der Notruf 112 zu verständigen sind. Mit akuten aber leichteren, nicht akut bedrohlichen Erkrankungen oder Verletzungen wie beispielsweise Husten, fiebrige Infekte, Grippe, Ohrentzündungen, länger anhaltende Rückenschmerzen, Übelkeit, Gelenkschwellungen, gerissenen oder überdehnten Bändern, einem Hexenschuss oder bei Augenproblemen ist die erste Anlaufstelle der Haus- oder ein Facharzt, auch ohne Termin. Unter www.kvbb-arztsuche.de finden Bürgerinnen und Bürger schnell und einfach die passende Arztpraxis in der Nähe.

Dr. Michael Oppert, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Intensivmedizin des Klinikums Ernst von Bergmann, erläutert zur aktuellen Versorgungssituation, dass trotz der noch immer erhöhten Schutz-, Sicherheits- und Hygienemaßnahmen auf Grund der Corona-Pandemie und einer noch immer reduzierten Bettenkapazität des KEvB an 29 Behandlungsplätzen bis zu 50 Patienten in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) versorgt werden können. „Aktuell finden mehr als 3.000 Patientenbehandlungen pro Monat statt und wir erreichen damit das Vor-Corona-Niveau. Das ist die gute Nachricht. Erschreckend ist jedoch die extrem hohe Anzahl an Bagatellfällen, die immer weiter zunehmen. Diese Patientengruppe macht mehr als die Hälfte unserer Patienten in der ZNA aus, die also nach der ambulanten Behandlung in der ZNA sofort wieder nach Hause entlassen werden können. Das ist ein höherer Wert als noch vor der Corona-Pandemie“, fasst Dr. Oppert zusammen.

„Diesen Trend der Zunahme an Bagatellfällen beobachten auch wir in der Kinder-Notaufnahme in Potsdam“, sagt Prof. Dr. Thomas Erler, Ärztlicher Direktor der Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Westbrandenburg und Leiter der Kinder-Notaufnahme. „Gut 40% der vorgestellten Säuglinge, Kleinkinder und Kinder sind nicht als Notfall zu bewerten und könnten durch die ambulanten Kinderärzte versorgt werden“, so Prof. Dr. Erler. „Wir sehen, dass es Eltern vor allem bei kleinen Kindern schwerfällt, die Erkrankung und eine mögliche Bedrohung für den Gesundheitszustand des Kindes, richtig einzuschätzen.“ Prof. Dr. Erler ergänzt: „Durch die Inanspruchnahme der Kinder-Notaufnahme durch die sogenannten Bagatellfälle entstehen für diese Eltern und Kinder sehr lange Wartezeiten, da wir nach dem Prinzip der sogenannten „Triage“ also „akute Lebensgefahr“ vor „sehr dringend“ über „normal“ bis „nicht dringend“ vorgehen. Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Eltern sehr ernst, doch sind die Unzufriedenheit und das Unverständnis über die langen Wartezeiten sehr groß. Dabei wäre es für alle Beteiligten eine Entlastung, wenn Eltern gut abwägen, ob sie zum Kinderarzt oder in die Kinder-Notaufnahme gehen.“

Dipl.-Med. Andreas Schwark, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB): „Außerhalb der üblichen Praxiszeiten erhalten Patienten mit akuten, aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen Hilfe beim ärztlichen Bereitschaftsdienst – egal, ob es sich um akute Bauchschmerzen am Mittwochabend handelt oder plötzliches Fieber am Sonntag. Erste Anlaufstelle bei solchen Beschwerden ist die kostenfreie bundesweite Bereitschaftsdienstnummer 116117. Medizinisch geschultes Personal vermittelt die Patientinnen und Patienten in das individuell richtige Versorgungsangebot. In Potsdam ist dies vor allem die ärztliche Bereitschaftspraxis am St. Josefs-Krankenhaus. Alle Akutpatienten aus Potsdam und Umgebung finden hier ein wohnortnahes ambulantes medizinisches Versorgungsangebot. Insgesamt gibt es landesweit 18 ärztliche Bereitschaftspraxen, die sich alle an Krankenhausstandorten befinden.“

Voraussichtlich Im 2. Quartal 2022 wird in Räumen unmittelbar an die Zentrale Notaufnahme des Klinikum Ernst von Bergmann eine weitere sogenannte KV-Bereitschaftspraxis ihre Arbeit aufnehmen. Hier können dann leichtere Fälle behandelt werden, die keine explizit notärztliche Versorgung brauchen. Mit Spätsprechstunden und Behandlungsangeboten an Feiertagen und an den Wochenenden sollen die Notaufnahmen in Potsdam weiter von sogenannten Bagatellfällen entlastet werden.

Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist unter der kostenlosen Rufnummer 116117 erreichbar. Die durchschnittliche Anzahl von Anrufen pro Woche liegt bei 4.400. Die aktuelle Anzahl von Anrufen pro Woche liegt bei 5.800 (+ 32 %) mit steigender Tendenz. Am vergangenen Samstag gab es rund 1.300 Anrufe, bis zu 175 pro Stunde.

Die Zeiten des Bereitschaftsdienstes unter der 116117 sind:
montags, dienstags und donnerstags        19 bis 7 Uhr
mittwochs und freitags            13 bis 7 Uhr
Wochenende                    samstags 7 Uhr bis montags 7 Uhr
Feiertage        7 Uhr bis 7 Uhr des folgenden Arbeitstages

Die Bereitschaftspraxen sind die wichtigsten Anlaufpunkte für die Bürger. Es gibt weiterhin einen aufsuchenden Bereitschaftsdienst.

Die Ärztliche Bereitschaftspraxis befindet sich am St. Josefs-Krankenhaus Potsdam.
Öffnungszeiten:

Montag, Dienstag und Donnerstag     18 bis 20 Uhr
Mittwoch und Freitag            14 bis 22 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage         8 bis 20 Uhr

Notfallretter sind für verletzte und erkrankte Menschen in Lebensgefahr da. Leider gibt es viele unnötige Einsätze, die einfach ambulant behandelt werden könnten. Für sie gibt es außerhalb der Sprechzeiten der Hausärzte den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117

 

Potsdam, 24.11.2021

Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam

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