Justizzentrum erstmals beim Tag des offenen Denkmals zu sehen
Justizzentrum Potsdam (Foto: Daniela Hallex)
Der Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018 ist ein Höhepunkt des diesjährigen Europäischen Kulturerbejahres 2018 und steht unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“. „Wir möchten damit den Blick auf die architektonische Vielfalt in Potsdam lenken: Welche europäischen Einflüsse lassen sich finden? Welche länderübergreifend tätigen Baumeister prägen die Stadt? Antworten auf diese und andere Fragen geben Baustile, Stilelemente, Materialien, technische oder künstlerische Fertigkeiten, die es zu entdecken gilt“, sagt Sabine Ambrosius von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam. Unter den 51 Denkmalen, die in diesem Jahr geöffnet sind, sind Kirchen, Villen, Museen, Wohnhäuser und andere historisch bedeutende Orte, die in vielen Fällen für die Öffentlichkeit sonst verschlossen bleiben. Denkmalbesitzer, Architekten und Restauratoren laden wieder zu Führungen, Vorträgen und interessanten Gesprächen ein. Das Justizzentrum/Verfassungsgericht des Landes Brandenburg nimmt erstmals am Tag des offenen Denkmals teil.
Die von König Friedrich Wilhelm III. für das Lehr-Infanterie-Bataillon in Auftrag gegebene Kasernenanlage entstand unter der Leitung des Baurats Johann Georg Carl Hempel in den Jahren 1826 bis 1828. Die Entwürfe lieferte Karl Friedrich Schinkel, weshalb die Anlage im Volksmund auch als „Schinkel-Kaserne“ bezeichnet wurde. Erhalten haben sich aus dieser Zeit zum Beispiel die dorischen und ionischen Säulen im „Schinkel-Treppenhaus“, deren Schaft aus Sparsamkeitsgründen aus Holz gefertigt wurden. Um dem wachsenden Platzbedarf zu begegnen, wurden An- und Neubauten notwendig. 1865 bis 1867 und 1909/10 wurde das Gebäude jeweils stadtauswärts erweitert; es kamen Wirtschaftsgebäude, Büchsenmacherei, ein Pferdestall nebst Exerzierhaus sowie weitere Gebäude hinzu, unter anderem das auf dem hinteren Teil der Liegenschaft befindliche Casino. Bis 1993 wurde es militärisch genutzt. Nach 1945 diente das Gebäude den sowjetischen/russischen Truppen als zentrale Poststelle, weshalb sie in der Folge auch „Alte russische Post“ bezeichnet wurde. Das seit 1993 dem Verfall preisgegebene Objekt wurde von April 2003 bis September 2008 für fast 50 Millionen Euro nach Entwürfen des Berner Büros „Atelier 5“ in ein modernen Anforderungen genügendes Justizgebäude (für das Landgericht, die Staatsanwaltschaft sowie Teile des Amtsgerichts) sowie das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg umgewandelt, und zwar unter Verdoppelung der ursprünglichen Gesamt-Nutzfläche. Die Außenanlage wurde im Zuge der Sanierung in die Gestalt des Sternbildes „Waage“ gebracht.
Am Tag des offenen Denkmals zeigen zwei Fotoshows „vorher-nachher“ (davon eine in dem der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglichen „Schinkeltreppenhaus“), eine Großcollage mit Fotos von vor der Sanierung sowie eine Fotoausstellung in den Fluren des Saaltraktbereiches den Wandel des Gebäudekomplexes in eindrücklicher Weise. Zudem kann auch der Zeit der militärischen Nutzung des Areals anhand historischer Pläne und Erläuterungstexten nachgespürt werden: Interessierte können sich darüber informieren, wie die dort Tätigen lebten, welche Unterschiede es in der Ausstattung es für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere gab oder wie die Beleuchtung, Belichtung und Wasserversorgung funktionierte. Es gab sogar Ansätze zu einer „Mülltrennung“ auf dem Gelände. Im Gebäude des Landesverfassungsgerichtes lassen sich Bestandteile finden, die auf die ursprünglich vorhandene Einrichtung einer Schmiede hindeuten. Schließlich wird eine 2011 entwickelte Rauminstallation „höhere Instanzen“ erläutert und zwei Sitzungssäle werden geöffnet sein, unter anderem der der Schwurgerichtskammer.
Führungen finden um 11.30, 13.30 und 15 Uhr durch das Justizzentrum sowie um 12.30 und 14.30 Uhr durch das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg statt.
Das vollständige Programm zum Tag des offenen DenkmalsPotsdam, 28.08.2018
Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
