Graffiti-Protestaktion gegen Reichsbürger-Aufmarsch
Bündnis-Chef „Potsdam! bekennt Farbe“ und Kaiser-Ururenkel verteidigen Demokratie
Das Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ wird sich am Samstag, 14. November, künstlerisch-kreativ mit der angemeldeten Versammlung auseinandersetzen. Reichsbürger planen, in der Nähe des Neuen Palais den letzten Deutschen Kaiser zum „Friedenskaiser“ auszurufen. Das will das Bündnis nicht unwidersprochen hinnehmen und beabsichtigt, eine künstlerische, aber auch politische Antwort darauf zu geben. Dies diene dazu, der gefährlichen und antidemokratischen Ideologie der Reichsbürger etwas entgegenzusetzen und die Botschaft des Potsdamer Bündnisses einer zukunftsorientierten, toleranten und demokratischen Gesellschaft zu verkünden.
Oberbürgermeister Mike Schubert, der Vorsitzender des Bündnisses „Potsdam! bekennt Farbe“ ist, sagt: „Aufgrund der aktuellen Infektionslage rufen wir nicht zu einer Demonstration auf. Dafür werden beispielsweise Graffitikünstlerinnen und -künstler rund um den Veranstaltungsort der Reichsbürger künstlerisch darstellen, was wir von der Ideologie dieser Menschen halten. Wir sind eine weltoffene und tolerante Gemeinschaft – und das soll auch so bleiben.“
In einem Telefonat haben sich Oberbürgermeister Mike Schubert und der Ururenkel des letzten Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm II., Georg Prinz von Preußen, über den Umgang mit der Demonstration und das Thema des Aufmarsches verständigt. „Wir nehmen das Thema sehr ernst. Wir sehen es mit Sorge, dass sich Bürger mit ihren Positionen außerhalb unseres Grundgesetzes stellen. Die Grundlage jeglichen Diskurs in der Gesellschaft ist das klare Anerkenntnis der geltenden Gesetze und unserer im Grundgesetz paraphierten gemeinsamen Werte“, sagte Mike Schubert.
Georg Prinz von Preußen machte im Gespräch deutlich, dass er sich persönlich dafür einsetze, die ganze deutsche Geschichte in allen ihren Licht- und Schattenseiten in den Blick zu nehmen. „Es gilt, sich dieser Geschichte zu stellen“, so Georg Prinz von Preußen, „das Positive nicht zu unterschlagen und das Negative in der Verantwortung vor unserer Vergangenheit zu benennen.“ Die Diskussion über die deutsche Geschichte dürfe nicht ideologisch geführt werden – und das gelte für alle politischen Lager. Grundlage unseres Zusammenlebens sei die freiheitliche demokratische Grundordnung. Wenn wir auf etwas „stolz“ sein dürften, dann darauf, dass wir aus der Geschichte gelernt hätten. Wir würden heute in einem Land zusammenleben, das Freiheit, Frieden und früher nicht gekannten Wohlstand für die meisten biete. Das dürfe man nicht nur sagen, das müsse man sagen. Diese Ordnung gelte es zu erhalten.
Potsdam, 13.11.2020
Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
