Navigation überspringen
Potsdam, 04.10.2021

Die Potsdamer Mitte nimmt weiter Gestalt an


Leitfassade des Achteckenhauses ist fertig

Ein weiterer Baustein in der Mitte Potsdams ist gesetzt. Mit dem Abbau der Gerüste des sogenannten Achteckenhauses an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Schwertfegerstraße wird die besondere Gestaltung der Straßenfassaden des Neubaus mit der markanten konkaven Ecke sichtbar. Für den Betrachter von der Straße aus unentdeckt bleibt eine Besonderheit im Inneren des Hauses, denn jede Wohnung besitzt ein extra schallisoliertes Zimmer zum Musizieren. Daher rührt auch der Projekttitel „Musikerhaus“.

„Ich freue mich, dass ein sehr prägnanter Bau im Stadtbild in der Potsdamer Mitte weiter Gestalt annimmt. Noch im Oktober sollen die letzten Arbeiten an der Fassade des Neubaus des Achteckenhauses erfolgen. Das originale Achteckenplatzhaus Schwertfergerstraße 7 und die wiedererrichtete Fassade des Neubaus in der Nr. 9 bilden zusammen stadträumlich nun wieder die ehemals stadtbekannte Torwirkung an der Einmündung der Schwertfegerstraße in Richtung des Neuen Marktes“, erklärt Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt.

Die nun vollendete Leitfassade ist eine Erinnerungsarchitektur und der Nachfolgebau des ehemaligen barocken Bürgerhauses Schwertfegerstraße 9, welches 1771 nach den Plänen des Baumeisters Georg Christian Unger errichtet wurde. Es gehört zur ehemals stadtbildprägenden Straßenkreuzung, dem sogenannten Acht-Ecken-Platz. Die Kreuzung innerhalb des Schlossareals war Bestandteil einer reizvollen repräsentativen Raumfolge und verband den Alten Markt mit dem Neuen Markt.

Einst standen an den Karreeecken vier barocke Bürgerhäuser mit konkav geschwungenen „Ecken“, nur ein Gebäude hat den Krieg und die nachfolgenden Umgestaltungen überdauert. Die in den Jahren 1771 bis 1779 errichten Eckgebäude bildeten mit ihrer Sonderform ein kleines Platzensemble. Vorbild hierfür war vermutlich die Ecklösung der römischen Piazza Sant´Ignazio oder die Straßenkreuzung Quattro Canti (deutsch: vier Ecken) in Palermo. Diese Epoche prägenden Beispiele zählten zu den weit bekannten barocken Vorbildlösungen für eine repräsentative Gestaltung von Straßenkreuzungen.

Das nun ergänzte südwestliche Achteckenplatzhaus wurde in der äußeren Erscheinung weitestgehend dem bauzeitlichen Entwurf von Georg Christian Unger angenähert. Dieses war nur möglich, da der Neubau lagegetreu errichtet wurde. Die beiden gegenüberliegenden östlichen Achteckenplatzhäuser werden ein architektonisch vereinfachtes Zitat der bauzeitlichen Architektur werden. Dennoch wird nach Vorgaben des Leitbautenkonzepts die Kubatur, also die Wände, die Dachform und auch die „runde Ecke“ gebaut werden. So wird trotz der Aufweitung der Friedrich-Ebert-Straße der Bezug zum historischen Achteckenplatz und den gegenüberliegenden Häusern möglich. Die Torwirkung wird insbesondere durch das viertelkreisähnliche Zurücktreten und die Höhe der beiden Gebäude sowie die gleiche Farbgebung und Dachform verstärkt.

Nachdem das Grundstück bereits 2010 in einem Vergabeverfahren an die Bürgerstadt AG verkauft wurde, begann der Planungs- und Abstimmungsprozess. Bei der vertieften Beschäftigung mit der Geschichte des historischen Ortes in einer begleitenden Qualitätssicherung wurde bald klar, dass der neue Bauentwurf aus dem Vergabeverfahren eine baugeschichtliche Besonderheit nicht zeigte. Zum historischen Achteckenplatzhaus Schwertfegerstraße 9 – eigentlich mit nur drei Fensterachsen zur Friedrich-Ebert-Straße – gehörte architektonisch das benachbarte Wohngebäude mit der historischen Adresse Hohewegstraße 14 mit weiteren 5 Fensterachsen. „Dieses zweite Wohnhaus wurde 1797, also erst acht Jahre später, an der südlichen Giebelwand des Achteckenplatzhauses gebaut. Allerdings erhielt es die gleiche Fassadenarchitektur wie die Schwertfegerstraße 9“, erklärt Roland Zurkuhlen, Denkmalpfleger bei der Stadtverwaltung Potsdam. Das war ein beliebtes stadtgestalterisches Mittel von König Friedrich dem Großen, indem zwei oder drei Eigentümer verpflichtet wurden, ihre Gebäude in einer zusammenhängenden Fassadenarchitektur zu gestalten. So sollten große stadtbildprägende Schaufassaden in Erscheinung treten und das repräsentative Bild der barocken Residenzstadt besonders prägen.
 
Heute sind die ehemaligen zwei Gebäude ein Haus. Jedoch werden durch die Farbgestaltung der Vorderfassade des Neubaus und die unterschiedliche Fensterteilung und Farbgebung die Entwicklung der ehemaligen zwei barocken Wohngebäude bewusst nachgezeichnet. „Die Bauherren haben sich zu unserer großen Freude auf diese Gestaltung eingelassen“, ergänzt Roland Zurkuhlen. Allein der ursprünglich geplante „Jazzkeller“ ließ sich trotz großer Anstrengungen durch die Bauherrin sehr zum Bedauern aller an dem Projekt Beteiligten leider nicht realisieren. Die Bauzeit betrug rund 2,5 Jahre.

Potsdam, 04.10.2021

Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam

Info Potsdam Logo 2021-10-04 17:38:10 Vorherige Übersicht Nächste


503

Das könnte Sie auch interessieren:

Vom Regenwald bis zur Restmülltonne – Kreisläufe erhalten unsere Zukunft!

Vom Regenwald bis zur Restmülltonne – Kreisläufe erhalten unsere Zukunft!

Sonderausstellung der STEP zur Kreislaufwirtschaft in der Biosphäre Potsdam eröffnet 03.07.25 - Mit einer neuen Sonderausstellung unter dem Titel „Vom Regenwald bis zur Restmülltonne – Kreisläufe erhalten unsere Zukunft!“ möchte die Stadtentsorgung Potsdam (STEP) den Fokus der Potsdamerinnen ...
BananaRama: Eine Forschungsreise zur Banane

BananaRama: Eine Forschungsreise zur Banane

Neue Wanderausstellung in der Biosphäre Potsdam macht Bananenforschung lebendig 01.07.25 - Von der Biologie bis zur Vielfalt, vom Feld bis auf den Teller – die Wanderausstellung „BananaRama“ macht Bananenforschung lebendig. Am heutigen Dienstag wurde die neue Ausstellung von Nico Franzen, ...
Alte Kinosessel suchen ein neues Zuhause

Alte Kinosessel suchen ein neues Zuhause

Thalia Programmkino lädt zum Sesselverkauf ein – Saal 1 wird modernisiert 01.07.25 - Das Thalia Programmkino in Potsdam gibt seinem traditionsreichen Kinosaal 1 einen frischen Look. Im Zuge der anstehenden Renovierung müssen die alten Kinosessel weichen – und bieten jetzt die einmalige Gelegenheit ...
125 Jahre Wasserwerk Leipziger Straße

125 Jahre Wasserwerk Leipziger Straße

EWP lädt zum Tag der offenen Tür 01.07.25 - Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) lädt anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Wasserwerks Leipziger Straße herzlich zum Tag der offenen Tür ein.  Die Veranstaltung findet am 5. Juli ...
Schlüssel für das neugestaltete „Stadtbad Park Babelsberg“ übergeben

Schlüssel für das neugestaltete „Stadtbad Park Babelsberg“ übergeben

Am 5. Juli steigt die große Eröffnungsfeier mit freiem Eintritt 30.06.25 - Sommer, Sonne, Vorfreude. Heute wurden die Schlüssel für das neugestaltete „Stadtbad Park Babelsberg“ übergeben und damit der Countdown für die Neueröffnung am kommenden Wochenende gestartet. ...

 
Facebook twitter