Deutsch als Fremdsprache abgeschafft
29.04.2009 - Universität Potsdam trägt künftig zur fehlenden Sprachausbildung von Migrant_innen bei
Nach der Abschaffung der Kunstlehrer_innenausbildung setzt die Universität Potsdam weitere Zeichen in ihrer Ausrichtung der Lehrer_innenbildung. Was beispielsweise in Berlin und Nordrhein-Westfalen fester Bestandteil der Lehrer_innenbildung ist, wird in Brandenburg abgeschafft: Deutsch als Fremdsprache (DaF). DaF soll (angehende) Lehrer_innen dazu befähigen, Deutschunterricht für nicht Muttersprachler zu gestalten. Neben der Didaktik ist es dabei notwendig, die sprachliche Herkunft des Anderen und damit die Heterogenität der Schüler_innen und deren Kompetenzen zu akzeptieren. DaF konnte an der Universität Potsdam von jedem Studierenden zusätzlich zum regulären Studium in Form eines Zusatzzertifikates belegt werden.
Die Universität Potsdam folgt ihrer eingeschlagenen Linie, "Mauerblümchen" auszusondern. Ihr Unwille gegenüber Zusatzzertifikaten liegt unter Anderem in der schwierigen Koordination mit Bachelor-Studiengängen für die Studierenden. Da die Studiengänge schon einen so hohen Zeitaufwand haben, bleibe daneben eh kein Platz für zusätzliche Veranstaltungen. Sebastian Schultz, Referent für Studienbedingungen, meint dazu: "Ein besseres Beispiel für die negativen Auswirkungen auf die Lehre einer schlecht gemachten Studienreform will man sich nicht wünschen: keine Zeit für interessengeleitetes Studium; total festgefahrene Studienverlaufspläne, die die Beschäftigung mit weiteren Themen nicht zulassen; die Universität macht sich hier zur Produktionsstätte für Fachidioten. Das wirkt umso schlimmer, als es um die Lehrer_innenausbildung geht, die wichtige Impulse für ein gerechtes Bildungssystem liefern sollte."
Nachdem die Kunstlehrer_innenausbildung mit der Begründung, die Lehramtsausbildung zu stärken, abgeschafft wurde, ist dies die nächste strukturelle Beschneidung, die wichtige Bereiche schulischer Bildung nicht mehr mit den nötigen Fachpädagog_innen ausstattet. An Stelle einer Verbesserung der Bedingungen für Studierende der Lehramtsstudiengänge fällt vor allem eine Stärkung des Forschungsbereiches auf, der leider an den Bedürfnissen der Studierenden vorbei geht. Claudia Fortunato, Referentin für ausländische Studierende, beklagt das sinkende Verantwortungsbewusstsein der Universität Potsdam für gesellschaftliche Belange: "Die Stärkung interkultureller Kompetenzen für Lehr- insbesondere für Schulpersonal ist eine wichtige bildungspolitische Aufgabe, die unter dem Vorzeichen interkultureller Toleranz und sozialer Gerechtigkeit steht. Politik und Gesellschaft sollten die Universitäten nicht aus der Verantwortung entlassen, diesen Anforderungen gerecht zu werden."
Der AStA der Universität Potsdam sieht die bisher im Zusatzzertifikat DaF vermittelten Kompetenzen als wichtigen Bereich der Lehrer_innenbildung an und hofft auf eine baldige Implementierung der abgeschafften Inhalte in die regulären Curricula. Da von einer neuerlichen Entstraffung der Studiengänge nicht auszugehen ist, sollte zumindest ein Rahmen geschaffen werden, der die eigenständige Kompetenzerweiterung der Studierenden ermöglicht.
Veröffentlicht von:
Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam
2009-04-29 2009-04-29 19:46:20 Vorherige Übersicht Nächste