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Potsdam, 27.08.2019

Tag des offenen Denkmals: Die Evangelische Kirche Bornim öffnet ihre Türen


Landeshauptstadt Potsdam

Am 8. September laden die Kirchengemeinde Bornim sowie der 2008 dort gegründete Kirchbauverein auch in diesem Jahr wieder Denkmalinteressierte zum Tag des offenen Denkmals in die Evangelische Kirche Bornim ein.

Die prächtige, im neugotischen Stil errichtete Kirche geht auf einen barocken Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert zurück. Bereits im Jahr 1289 wurde erstmals eine Kirche in Bornim erwähnt. Der heutige Kirchenbau wurde jedoch erst 1903 nach Plänen des Regierungsrats und Baurats Ludwig v. Tiedemann gestaltet. Die Ausarbeitung des Entwurfes übernahm der Regierungsbaumeister Arthur Kickton. Auf ihn gehen sowohl die Ausführungsdetails, als auch die Entwürfe für die gesamte Innenausstattung zurück. Unter Anwesenheit des Kaiserpaares wurde die Kirche am 11. Juni 1903 feierlich eingeweiht. Ihre Gestalt ist bis heute fast unverändert erhalten geblieben.

Der neugotische Saalbau verfügt über ein sehr breites Hauptschiff mit Holztonnendecke. Diesem ist eine breite Eingangshalle quer vorgelagert. Der Unterbau ist mit Rüdersdorfer Kalkstein verblendet, das Mauerwerk besteht aus roten Ziegeln und wird durch Putzblenden belebt. Neben dem asymmetrisch angefügten, schmalen Seitenschiff mit Empore erstreckt sich der 55 Meter hohe Kirchturm. Die Kirche besaß ursprünglich drei Glocken, die kleinste wurde 1917 jedoch für Kriegszwecke beschlagnahmt. Das Uhrwerk von 1884 wurde aus der kleinen Vorgängerkirche übernommen. Fast die gesamte Innenausstattung befindet sich noch im Originalzustand, selbst der Teppich ist noch derselbe wie 1903.

Zu den Besonderheiten der Kirche gehören unter anderem zwei monumentale Wandgemälde, die der Direktor der Königlichen Kunstschule in Berlin, Victor Paul Mohn, 1910/11 für die Kirche Bornim fertigte. Auch sie zieren noch heute die Chorseitenwände der Kirche. Die pneumatische Orgel des königlich preußischen Hoforgelbaumeisters Wilhelm Sauer hingegen war ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. Sie wies ursprünglich zwei Manuale, ein Pedal und dreizehn Register auf. Bereits im Jahr 1917 wurden jedoch zwei wichtige Register teilweise entfernt. Die Prospektpfeifen aus Zinn mussten für die Rüstungsindustrie gegen Zinkpfeifen ausgetauscht werden. Bei einer Reparatur im Jahr 1964 nahm Karl Gerbig eine dem Instrument eher schadende Umdisponierung zu einem neobarocken Klang vor. Durch Wasserschäden und starke Verschmutzung war die Orgel dann kaum noch spielbar. Im Jahr 2010 wurde sie durch die Firma Schuke restauriert und so die ursprüngliche, spätromantische Klangfarbe wiederhergestellt.

Seit 2009 steht die Dorfkirche Bornim unter Denkmalschutz. Auf die Restaurierung der Orgel folgten bald erste Arbeiten am Kirchenbau selbst. Die dringend notwendige Reparatur des einsturzgefährdeten Turmes, sowie die Rekonstruktion der Wimperge erfolgte 2012/2013. Ab 2016 fanden weitere Sanierungsarbeiten am Kirchenäußeren statt, beginnend mit der Erneuerung der Dachdeckung. Diese war über viele Jahre undicht und die ursprünglichen Ziegel waren durch die Vermörtelung mit zu hartem Material zerstört. Aus finanziellen Gründen konnten immer nur Notreparaturen ausgeführt werden. Im Zusammenhang dieser Sanierungsarbeiten wurden auch die Dachgaupen und der feine Zierrat an den Traufen
wiederhergestellt.

In den Jahren 2016/17 wurde das Fassadenmauerwerk instandgesetzt und die großen hölzernen Eingangstüren mit den Zierbeschlägen erhielten 2018 ihr originales Erscheinungsbild zurück. Die große, bleiverglaste Westfensterrose aus feinen Stahlprofilen wurde restauriert, die Verglasung des Mittelteils m9it Sternenmotiven passend zum Bestand ergänzt. Die wenigen erhaltenen Fenster mit originalen Bleiverglasungen wurden ebenso restauriert. Die großen, kriegszerstörten seitlichen Fenster des Kirchenschiffs wurden instandgesetzt und entsprechend der bauzeitlichen Verglasungen neugestaltet.

Nicht zuletzt ist es der etwa 500 Mitglieder starken Bornimer Gemeinde, sowie dem 2008 gegründeten Kirchbauverein Bornim e.V. zu verdanken, dass die Arbeiten an der Kirche Bornim stetig voranschreiten können, denn die Maßnahmen sind nicht nur aufwendig, sondern auch ausgesprochen kostspielig. Das ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten sei daher besonders hervorgehoben. Dieses spielt in der Bornimer Gemeinde ohnehin eine zentrale Rolle. Neben dem Kirchbauverein gibt es hier auch einen Gemeindechor, regelmäßige Angebote für Kinder und Senioren und es finden in unregelmäßigen Abständen Konzerte statt. Als Höhepunkt des Gemeindelebens gilt das alljährliche Kirchweihfest.

Auch derzeit finden in der Kirche wieder Restaurierungsmaßnahmen statt. Hierbei liegt der Fokus auf dem Erhalt des Wandgemäldes im Chor, das sich unterhalb der zwei bereits erwähnten Monumentalgemälde Mohns befindet. Das Wandgemälde zeigt eine Draperie (Vorhangmalerei) mit floralen Ornamenten und erstreckt sich über die gesamte Wandfläche im unteren Teil des Altarraums. Das Fortschreiten dieser Arbeiten kann auch am Tag des offenen Denkmals bestaunt werden. Der Fokus der kommenden Jahre soll dann auf der Wiederherstellung des Kirchhofes liegen. Hier musste zunächst das Problem der fehlenden Wegbeleuchtung zur Kirche hin gelöst werden. In Anlehnung an den neugotischen Bau soll daher noch in diesem Jahr eine für Potsdam nachgewiesen ortstypische Straßenlaterne im neugotischen Stil aufgestellt werden. Diese Maßnahme wird zu 80 % durch die Landeshauptstadt Potsdam bezuschusst.

Die Evangelische Kirche Bornim startet den Tag des offenen Denkmals mit einem morgendlichen Gottesdienst um 11 Uhr. Im Anschluss daran haben alle Denkmalinteressierten bis 17 Uhr die Möglichkeit, den Bau näher zu erkunden. Der Kirchbauverein bietet hierzu nach Bedarf Führungen an. Um 17 Uhr spielt das „Duo Bosque Magico“ (Ralf Siedhoff und Mykyta Seerov) ein Konzert auf klassischer Gitarre und Oboe.

Das vollständige Programm zum Tag des offenen Denkmals 2019 ist ab sofort in der Unteren Denkmalschutzbehörde Potsdam, dem Bürgerservice, als auch online als PDF unter www.potsdam.de/event/tag-des-offenen-denkmals erhältlich.

Potsdam, 27.08.2019

Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam

Info Potsdam Logo 2019-08-27 14:40:46 Vorherige Übersicht Nächste


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