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Potsdam, 16.05.2009

Silberausstellung in Schlössern Babelsberg und Glienicke

16.05.2009 - Potsdam - Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) präsentiert einige der bedeutendsten Silberstücke der Charlottenburger Silberkammer, deren Räume derzeit saniert werden, in zwei Ausstellungen, die sich auf das Schönste ergänzen. Während die Besucher in Glienicke das bisher verschollen geglaubte Hochzeitssilber des Prinzen Carl und seiner Gemahlin Marie auf einem gedeckten Tisch erleben, werden im Schloss Babelsberg in den letzten Jahren erworbene und leihweise zur Verfügung gestellte Serviceteile aus dem Tafelsilber Wilhelms I. als Ensemble und Einzelstücke präsentiert. So bringen beide Ausstellungen neben Einblicken in die höfische Tafelkultur und in die Entwicklung der Berliner Silberschmiedekunst des 19. Jahrhunderts auch die Freude über das Gelingen spektakulärer Erwerbungen zum Ausdruck. Unter den gezeigten Objekten befinden sich Leihgaben der Stichting Huis Doorn, Niederlande, und der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten. Besonderer Dank gilt auch den finanziellen Unterstützern der Neu- und Rückkäufe wie der Deutschen Klassenlotterie, der Ernst von Siemens Kulturstiftung und der Allianz Stiftung München.

Schloss Babelsberg, Frankfurter Zimmer (zwei Sonderausstellungsräume): Im Schloss Babelsberg zeigt die SPSG verschiedene Teile aus dem Hochzeitsservice des Prinzen Wilhelm (I.) von Preußen und der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar und dazu ergänzend später angefertigte prunkvolle Tafelaufsätze, Terrinen und Wärmeglocken, viele davon aus der Werkstatt Johann George Hossauers. Das erste Mal ist Silber aus dem Besitz Wilhelms und Augustas in ihrem Potsdamer Sommerschloss ausgestellt. Das elegante vergoldete Reiseservice von Augusta, angefertigt von der Firma Humbert&Sohn, gehört zu den Rückerwerbungen für die Sammlung. Ein historisches Foto vom Speisesaal im Wilhelm-Palais Unter den Linden, der Berliner Residenz des Paares (1890-1943 Museumsschloss), zeigt dessen reiche Silberausstattung mit eingedeckter Tafel, im Mittelpunkt die Prunkdeckelterrine nach dem Entwurf des Architekten Carl Ferdinand Langhans. Letztere, eine der Leihgaben der niederländischen Stichting Huis Doorn, ist auch als Exponat zu sehen. Für andere Exponate, wie einen Deckelpokal mit Rubinglas oder den Pokal zum Fest der Weißen Rose, lieferte noch Karl Friedrich Schinkel die Entwürfe.

Gleichsam unter dem Motto „Zwei Hochzeitsservice. Ein Goldschmied“ lässt sich die Verbindung zur Glienicker Ausstellung herstellen.

Schloss Glienicke, Roter Saal im OG: Im Schloss Glienicke ist eine gedeckte Tafel mit ausgewählten und erstmals öffentlich präsentierten Stücken aus dem Hochzeitssilber des Prinzen Carl von Preußen und der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar sowie ein Tafelaufsatz in der Form der Warwick-Vase und zwei Weinkühler zu sehen. Die Stücke stammen aus dem Besitz des Prinzen Carl und wurden von Johann George Hossauer hergestellt. Ergänzt werden sie durch mehrere Tafelleuchter, Tafelbesteck und Salzgefäße aus Silber sowie ebenfalls erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte verschiedene Exemplaren aus einem Tafelgläsersatz mit dem vergoldeten Monogramm des Prinzen Carl.

Die anlässlich der Hochzeit der Prinzen Carl und Wilhelm 1827 bzw. 1829 für ihre Hofhaltungen beim Goldschmied Sr. Majestät Johann George Hossauer (1794-1874) bestellten Service sollten „nach englischen Formen“ ausgeführt, also zurückhaltend in der Formgebung sein. Man wollte zeigen, dass in Berlin eben so schöne Gold- und Silberarbeiten wie in London und Paris angefertigt werden konnten. Runde und ovale Platten und Schüsseln in jeweils verschiedenen Maßen, Salzgefäße und Gedeckleuchter ermöglichten vielfältige Tafelkompositionen. Dazu kamen großartige Tafelaufsätze nach verschiedensten historischen Vorbildern, wie die in Glienicke den Mittelpunkt der Tafel bildende Warwick-Vase nach einem antiken Modell und zwei in Babelsberg gezeigte Tafelaufsätze mit militärischen Trophäen (diese beiden letzteren sind Leihgaben der Stichting Huis Doorn, Niederlande) nach einem Vorbild der Augsburger Goldschmiedekunst des frühen 18. Jahrhunderts. Für einige der ausgestellten Prunkstücke lieferte Karl Friedrich Schinkel die Entwürfe. Exponate, wie der Pokal zum Fest der Weißen Rose 1829 – an dem beide Prinzen teilnahmen – und ein Rubinglaspokal in goldplattierter Kupfermontierung (beide in Babelsberg präsentiert), geben wichtige Beispiele für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Schinkel und Hossauer. Beide Künstler verband das Interesse an der Wiederbelebung alter und der Entwicklung neuer Formen und Techniken, worauf die Babelsberger Ausstellung aufmerksam machen will. Hier ist auch Hossauers Konkurrent George Humbert (1802-1863) mit Exponaten, wie dem kleinen vergoldeten Reiseservice Augustas, vertreten.

Beide Ausstellungen sind als Einheit zu sehen. In der Gesamtheit erfährt Hossauers Leistung zur Neubelebung des Berliner Silbers in den 1820er Jahren bis 1859 eine Würdigung, werden Zusammenhänge der Tafelkultur und zum Zeremoniell deutlich. Das Hochzeitssilber gab den Grundstock für die Silbersammlungen der Prinzen und eine ihrem Rang angemessene Tafelkultur. Der Rangaufstieg Wilhelms zum Thronfolger 1840 (wegen der kinderlos gebliebenen Ehe seines Bruders Friedrich Wilhelm IV.) bedingte eine repräsentative Hofhaltung. Der Tafelglanz Wilhelms als Prinz von Preußen (ab 1861 König, ab 1871 Deutscher Kaiser) bringt dies zum Ausdruck.

Während das Hochzeitsservice des kaiserlichen Paares Wilhelm und Augusta sich einer solchen Beliebtheit erfreute, dass es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts durch Nachbestellungen der Hohenzollern immer wieder erweitert wurde, geriet das Hochzeitsservice des Prinzen Carl und der Prinzessin Marie fast völlig in Vergessenheit. Es galt als verschollen, historische Abbildungen desselben sind bislang nicht bekannt. Aus schriftlichen Notizen Hossauers aber, der erst ein Jahr zuvor zum „Goldschmied Seiner Majestät des Königs“ ernannt worden war, geht hervor, dass er anlässlich der am 26. Mai 1827 geschlossenen Vermählung ein silbernes Tafelservice anfertigte, an dem er bis wenige Tage vor der Überreichung gearbeitet hatte. Es sollte sein erster großer künstlerischer Auftrag für den preußischen Hof werden. Das Service verblieb in der Linie des Prinzen Carl, erst sein Enkel Friedrich Leopold verkaufte es vermutlich an seinem Exilort Lugano, wo es erst im vergangenen Jahr in Privatbesitz wieder auftauchte. 20 Einzelteile – zwölf Teller, Platten und Schüsseln in verschiedenen Größen – gehören zu dem Konvolut, das die Stiftung 2008 zurück erwerben konnte. Damit ist nicht nur ein bedeutender Teil des originalen Kunstbesitzes des Prinzen Carl nach Glienicke heimgekehrt, sondern für die Forschung schließt sich nun auch eine Lücke im Œuvre des Hofsilberschmiedes Hossauer, der die Berliner Gold- und Silberschmiedekunst über vierzig Jahre lang prägte.


16. Mai 2009 bis 31. Oktober 2010

Schloss Glienicke: Das wiederentdeckte Hochzeitssilber des Prinzen Carl von Preußen

Öffnungszeiten:
bis 31.10.: Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, Kassenschließzeit 17.30 Uhr,
wochentags nur mit Führung
01.11. bis 31.03.: Samstag, Sonntag und Feiertag, 10-17 Uhr,
Kassenschließzeit 16.30 Uhr
Besichtigung nur mit Führung

Eintritt:
5 / 4 Euro (mit Führung), 4 / 3 Euro (ohne Führung)


Schloss Babelsberg: Berliner Silber für den Hof des Prinzen Wilhelm von Preußen

Öffnungszeiten:
bis 31.10.2009: Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr, Kassenschließzeit 17.30 Uhr
Montag geschlossen
mit Führungsangebot

Bitte beachten Sie die Sonderregelungen zu den Feiertagen

Eintritt:
4 / 3,50 Euro (mit Führung), 3 / 2,50 Euro (ohne Führung)

Beim Besuch beider Ausstellung wird in der jeweils anderen Ausstellung der ermäßigte Eintrittspreis gewährt.

Potsdam, 16.05.2009

Veröffentlicht von:
Stiftung Preussische Schlösser und Gärten

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