Handwerker warten auf geeignete Bewerber

12.05.2009 - Die Ausbildung des eigenen Berufsnachwuchses wird im Handwerk immer schwieriger, weil geeignete Bewerber fehlen - das ergab eine aktuelle Umfrage zur Ausbildungssituation der Handwerkskammer Potsdam im Frühjahr 2009. Damit setzt sich die 2008 begonnene Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt fort.

20 Prozent der Betriebe halten die Schulabgänger, die sich um eine Lehrstelle bewerben, für ungeeignet. Bei den Betrieben, die derzeit Lehrlinge ausbilden und entsprechende Erfahrungen haben, sagen sogar 32 Prozent, die Bewerber seien ungeeignet. Hinzu kommt, es fehlt auf Grund der demografischen Situation prinzipiell an Bewerbern. 9 Prozent der befragten Handwerksunternehmen zwischen Prignitz und Teltow Fläming hatten 2009 noch keine einzige Bewerbung für einen Ausbildungsplatz erhalten. Von den Ausbildungsbetrieben geben sogar 19 Prozent an, dass sie bisher vergeblich auf Bewerbungen gewartet haben.

Daher ist es kein Wunder, dass die Internet-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Potsdam im Mai 2009 so gefüllt ist wie noch nie zu diesem Zeitpunkt eines Jahres. Mehr als 600 freie Ausbildungsplätze in 67 Ausbildungsberufen sind im Angebot. Das sind 200 mehr als im Mai 2008.

Trotz Wirtschaftskrise und sich daraus ergebenden unsicheren Geschäftsprognosen sowie der prekären Bewerbersituation setzt das Potsdamer Handwerk alles daran, sein Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten. 6 Prozent der Befragten beabsichtigen 2009/10 mehr Lehrlinge auszubilden. Ebenso viele wollen jedoch auch weniger Azubis als bisher ausbilden. Die absolute Mehrzahl (75 Prozent) der Ausbildungsbetriebe im Handwerkskammerbezirk will unverändert das bisherige Ausbildungsniveau beibehalten.13 Prozent sind noch unentschlossen und haben sich nicht entschieden, ob sie im kommenden Ausbildungsjahr neue Lehrlinge einstellen werden. Das trifft vor allem auf Kleinbetriebe mit 2 bis 4 Beschäftigten zu, wie eine deutschlandweite Umfrage des ZDH (Zentralverband des Deutschen Handwerks) bestätigte.

Die Ausbildungsbetriebe haben perspektivisch die Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfs im Blick, wenn sie ausbilden. Das geben bei der Umfrage 47 Prozent der Befragten an. Die Zeiten, in denen nicht zuletzt auf Grund der hohen Schulabgängerzahlen weit über den eigenen Bedarf hinaus ausgebildet wurde, scheinen der Vergangenheit anzugehören.

¿Wenn jeder Betrieb, der ausbilden möchte, wirklich seine neuen Azubis finden würde, dann könnte die Zahl der betrieblichen Lehrstellen in etwa konstant bleiben", sagt Eva Gatzky, Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer Potsdam. „Ausgehend von den Erfahrungen des letzten Jahres müssen wir jedoch befürchten, dass Lehrstellen leer bleiben werden und die Lehrstellenbörse auch im Dezember noch Ausbildungsplatzangebote enthält."

Hoffnungen, doch noch geeignete Bewerber für 2009 zu finden, setzen Handwerksbetriebe auch auf den "Tag des offenen Unternehmens" am 16. Mai, an dem sich Jugendliche und Eltern in lockerer Atmosphäre über Ausbildungsmöglichkeiten und Ausbildungsbedingungen direkt vor Ort unterhalten können.

Dass die Unternehmen durchaus nicht nur warten, wer zufällig an ihrem Betriebsgelände vorbeigeht und den Lehrstellen-Aushang sieht, zeigte die Frage nach der Werbung und Publizierung freier Lehrstellen. Immerhin jeder Zweite (52 Prozent) meldet freie Ausbildungsplätze der Arbeitsagentur. Die Internet-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer wird von 22 Prozent genutzt. Die Werbung direkt in Schulen bzw. auf der eigenen Homepage steht mit 15 bzw. 14 Prozent an 3. und 4. Stelle. Ergänzt wird das Ganze durch Anzeigen in der Tagespresse, Aushänge sowie die Mund-zu-Mund-Propaganda im Kunden- und Bekanntenkreis.

"Die zurückgehenden Schülerzahlen in Brandenburg verdeutlichen, es wird für unsere Betriebe immer wichtiger, rechtzeitig und offensiv in die Werbung um Schulabgänger zu gehen und dabei die Stärken des eigenen Unternehmens und die interessanten Seiten eines Berufes herauszustreichen", so Eva Gatzky von der Handwerkskammer Potsdam.

Statistik: Am 31.12.2008 waren bei der Handwerkskammer Potsdam 5.602 Lehrverträge registriert (alle Berufe/alle Lehrjahre).