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Potsdam, 02.08.2012

Baaske: Weiter stark steigender Fachkräftebedarf

In Brandenburg besteht weiterhin eine starke Nachfrage nach Fachkräften. Vor allem bei qualifizierten Fachkräften mit Hoch- oder Fachhochschulabschluss zeigen sich zunehmend Engpässe; so blieben im 1. Halbjahr 2011 insgesamt 27 Prozent der freien Stellen unbesetzt, bei Kleinstbetrieben sogar 57 Prozent. Das geht aus dem Betriebspanel Brandenburg 2011 hervor, das Arbeitsminister Günter Baaske heute in Potsdam vorstellte. Dafür wurden 988 märkische Betriebe von Juli bis Oktober 2011 befragt. Die Daten wertete das Institut für sozialökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA) aus.

Baaske: „Die Fachkräftesicherung bleibt ein ernstes Problem für die märkische Wirtschaft. Die Nachfrage wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Vor allem Kleinstbetrieben fällt es zunehmend schwer, geeigneten Nachwuchs zu gewinnen. Für die wirtschaftliche Entwicklung ist das aber entscheidend. Aus- und Weiterbildung sind der Schlüssel zur Bekämpfung der Fachkräftelücke. Es ist wichtig, auf Menschen in der Region zu setzen, sie selbst auszubilden, in die Weiterbildung zu investieren und Arbeitslose einzustellen. Wer diese Entwicklung verschläft, wird ein böses Erwachen haben.“

Im ersten Halbjahr 2011 wurden rund 36.000 Fachkräfte eingestellt. Mit 15.000 wurden gleichzeitig noch nie so viele zum nächstmöglichen Einstellungstermin gesucht. Die Nichtbesetzungsquote von 27 Prozent lag um sechs Punkte höher als im Vorjahr. Besetzungsprobleme gab es in allen Branchen. Für die kommenden zwei Jahre geht gut jeder vierte Brandenburger Betrieb von Neueinstellungen aus. 80 Prozent der Betriebe mit Fachkräftebedarf befürchten Probleme, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

Dr. Vera Dahms von SÖSTRA: „Die betriebliche Ausbildung ist eine entscheidende Säule, um auch künftig den Fachkräftebedarf zu decken. Das sehen auch die Betriebe so. Aber sinkende Bewerberzahlen stellen die Betriebe zunehmend vor Probleme, angebotene Ausbildungsplätze auch zu besetzen. Das Weiterbildungsniveau in den Betrieben ist gut - muss aber zur Fachkräftesicherung noch besser werden.“

Die Ausbildungsbeteiligung stagniert. 57 Prozent der Betriebe haben eine Ausbildungsberechtigung (2010: 54 %). Aber nur 42 Prozent davon bildeten im Jahr 2011 aus. Damit bilden drei Viertel aller Betriebe keine Jugendlichen aus. Baaske: „Das muss sich dringend ändern. Auch wenn die Schülerzahlen sinken, brauchen wir mehr Ausbildungsplätze. Das klingt zwar paradox - aber wenn Jugendliche ihren Traumberuf nicht in Brandenburg lernen können, ist die Gefahr groß, dass sie die Heimat verlassen. Sie zurückzuholen, erfordert mehr Kraft.“

Er sichert zu, dass das Land auch weiterhin vor allem Kleinstbetrieben bei der Ausbildung unterstützen werde. Erfreulich ist die Übernahmequote: Mit 57 Prozent ist der Höchstwert seit 1996 mit Beginn der Panelerhebung erreicht.

Bei der beruflichen Weiterbildung erreicht Brandenburg bundesweit den Spitzenwert. 57 Prozent der Unternehmen qualifizierten in 2011 ihre Beschäftigten weiter (Ostdeutschland: 55 %, Westdeutschland: 52 %) – zehn Punkte mehr als im Vorjahr. Die Beteiligung der Beschäftigten, die sogenannte Weiterbildungsquote, ist auf 36 Prozent gestiegen. Das ist ebenfalls der beste Wert im Ländervergleich (Ost: 35 %, West: 30 %).

Die Hälfte aller Brandenburger Betriebe zählt zu den Kleinstbetrieben mit weniger als fünf Beschäftigten; nur vier Prozent sind mittlere und größere Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten.

Seit 2006 steigt die Anzahl der Betriebe leicht an. Im Jahr 2011 waren es 65.600, das sind 2.900 mehr als 2006 und 230 mehr als 2010. Auch die Zahl der Beschäftigten entwickelt sich seitdem positiv: 2011 waren es mit 904.000 etwa acht Prozent mehr als 2006.

Drei Viertel der Betriebe beschäftigen Ältere ab 50 Jahre; im Jahr 2002 waren es nur 50 Prozent. Jeder dritte Beschäftigte ist 50 Jahre und älter. Nur 17 Prozent der Beschäftigten sind unter 30 Jahren. Baaske: „Die Herausforderung durch die Alterung der Belegschaften ist von vielen Personalverantwortlichen noch nicht ausreichend erkannt. Die alternsgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen muss neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch ernster angepackt werden.“

Der monatliche Bruttodurchschnittslohn lag im Juni 2011 bei 1.960 Euro (2010: 1.880 Euro). Das sind 81 Prozent im Vergleich zu Westdeutschland (2011: 2.410 Euro). Baaske: „Der Abstand zum Lohnniveau im Westen hat sich nur um einen Prozentpunkt verringert. Berücksichtigt man die längeren Arbeitszeiten im Osten, dann bekommen die Märkerinnen und Märker sogar nur 77 Prozent des Westniveaus. Das ist im Wettbewerb um Fachkräfte zu wenig. Die Lohnangleichung muss endlich vorankommen. Hier sind die Tarifpartner gefragt.“

Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) führt mit dem Brandenburger Arbeitsministerium seit 1996 jährlich die repräsentative Arbeitgeberbefragung für das Betriebspanel durch. In dieser Längsschnitterhebung werden jedes Jahr dieselben Betriebe befragt. Die Befragung erfolgte durch TNS Infratest Sozialforschung, den Auswertungsbericht für Brandenburg erstellte SÖSTRA. Die Analyse wird aus Mitteln des ESF gefördert.

Potsdam, 02.08.2012

Veröffentlicht von:
Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie

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