Goldammer und Goldschakal: Werkstattbesuch im Naturkundemuseum
Kulturbeigeordnete besucht Tierpräparator bei der Arbeit an neuen Exponaten
Die Beigeordnete für Bildung, Kultur und Sport der Landeshauptstadt Potsdam, Noosha Aubel, hat heute das Naturkundemuseum Potsdam besucht und sich in der Werkstatt des Tierpräparators Christian Blumenstein über seine Arbeit und aktuelle Projekte informiert. Der Besuch ist Teil einer Reihe, in der die Beigeordnete Werkstätten in ihrem Geschäftsbereich besucht. „Die Präparation ist ein elementarer Bestandteil der Museumsarbeit im Naturkundemuseum, dessen Kernaufgaben das Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln sind. Unser mehrfach ausgezeichneter Präparator hat eine wichtige Funktion und leistet einen wertvollen Beitrag für die naturkundliche Bildung der Besucherinnen und Besucher. Christian Blumenstein trägt maßgeblich zur Sichtbarkeit der heimischen Fauna in den Ausstellungen bei, ebenso zur Dokumentation der Naturausstattung des Landes Brandenburgs in den Sammlungen“, so die Kulturbeigeordnete.
Aktuell arbeitet der 49-jährige Tierpräparator an zwanzig Kleinvögeln, die eine umfassende Vitrine zu brandenburgischen Brutvogelarten im Erdgeschoss des Museums ergänzen werden. „Kernbeißer, Mönchsgrasmücke und Goldammer werden nach Abschluss der Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sein. Viele der präparierten Vögel wurden von Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern tot gefunden und ins Museum gebracht“, so Blumenstein. Das Naturkundemuseum Potsdam sammelt alle heimischen Tierarten insbesondere des Landes Brandenburg: von seltenen und geschützten Tierarten wie dem Wolf bis zu ganz gewöhnlichen wie Amsel, Igel und Biene. Auch Nester und Federn werden gesammelt.
Als Archiv des Lebens dokumentiert die zoologische Sammlung des Museums die biologische Vielfalt. Ganz besondere Arten werden für die Ausstellung präpariert, jedoch nur, wenn das Tier in einem einwandfreien Zustand ist. Im Jahr kommen schätzungsweise 200 bis 300 Wirbeltiere ins Museum, davon werden jährlich viele Totfunde von Menschen aus der Region gebracht. Doch nicht jedes Tier wird im Museum aufwendig präpariert und ausgestellt. Werden Tiere für die Sammlungen präpariert, kommt es darauf an, die Stücke möglichst raumsparend aufzubewahren. Von Säugetieren und Vögeln werden dann beispielweise Bälge angefertigt. Als Balg wird die abgezogene Tierhaut mit Haaren oder Federn bezeichnet. Skelette und Knochen müssen entfettet und anschließend platzsparend in Schachteln aufbewahrt werden. Für die Präsentation in den Ausstellungen ist es dagegen die hohe Kunst, das Tier so lebendig wie möglich erscheinen zu lassen. Präparate, die auf Meisterschaften Preise gewinnen sollen, werden noch intensiver bearbeitet. Dort begutachtet die Jury jedes kleinste Detail mit Lupe und Taschenlampe.
Für das Präparat eines Goldschakals arbeitet Blumenstein aktuell mit einem Schaumstoffkörper. Anhand des Goldschakals zeigte Christian Blumenstein seine Arbeitsmaterialien, darunter Werkzeuge, konservierte Tierhäute und Glasaugen. Er verdeutlichte an Beispielen, wie er bei seiner Arbeit vorgeht und was dafür wichtig ist. Die Haut eines ungarischen Tieres für das Präparat ist derzeit noch bei einer sächsischen Spezialgerberei und kommt erst in den nächsten Wochen in die Werkstatt. Das fertige Präparat soll in der überarbeiteten Dauerausstellung zu sehen sein, die fortlaufend überarbeitet wird. Der Goldschakal soll ergänzt werden, da es schon Brandenburger Nachweise gibt. Der Goldschakal ist hier jedoch noch nicht reproduktiv - ähnlich wie der Elch, der inzwischen vermehrt in der Region gesichtet wurde.
Die Kulturbeigeordnete besichtigte auch Blumensteins Weltmeisterpräparat aus dem Jahr 2012, die „Hausspitzmauskarawane“ sowie aktuelle Gewinnerpräparate der diesjährigen Europameisterschaft in Salzburg, darunter „Hirschkäfer mit Gelbhalsmäusen auf Holz“, „Fischotter mit Eisvogel“ und „Iltis mit Geldhalsmaus“. Blumenstein hatte mit sieben Exponaten teilgenommen und insgesamt mit fünf ersten Rängen, einem zweiten Rang und einem dritten Rang sehr gut abgeschnitten. Sein Spezialgebiet ist die Plastination kleiner Tiere. Christian Blumenstein, Jahrgang 1968, ist gebürtiger Wolfener und lebt seit seiner frühen Kindheit in Potsdam. Er hat bereits 1985 in den beiden Naturkundemuseen in Berlin und Potsdam als Tierpräparator begonnen. Seit dreiunddreißig Jahren ist er inzwischen Mitarbeiter des Naturkundemuseums Potsdam.
Das Naturkundemuseum Potsdam befindet sich in der Potsdamer Innenstadt im ehemaligen „Ständehaus der Zauche“. Bereits 1953 befand sich das damalige städtische Museum mit
einer naturkundlichen Sammlung am heutigen Standort. Nach einer Sanierung zwischen 1977 und 1981 wurde das einstige Bezirksmuseum 1982 in „Potsdam-Museum“ umbenannt. Die naturkundliche Abteilung des Museums eröffnete 1983 das Aquarium „Fische der Havelgewässer“ – noch heute ein Highlight des Museums. Seit Ende des Jahres 2001 ist das Naturkundemuseum Potsdam ein eigenständiges Museum und präsentiert auf über 650 Quadratmetern Einblicke in die Artenvielfalt von Insekten, Fischen, Vögeln und Säugetieren. Darüber hinaus werden insgesamt mehr als 400 000 Objekte der Natur in den Depots aufbewahrt.
Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
