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Potsdam, 15.05.2012

Brandenburgischer Ausbildungskonsens unterzeichnet Erklärung

Neue Welten auf dem Ausbildungsmarkt: Inzwischen gibt es in einigen Bereichen mehr Lehrstellenangebote als Bewerberinnen und Bewerber. Die Betriebe konkurrieren um gute Auszubildende. Es droht Fachkräftemangel. Deshalb haben heute die Mitglieder des „Brandenburgischen Ausbildungskonsens“ in der Potsdamer Staatskanzlei eine sechs Punkte umfassende gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die Arbeitsminister Günter Baaske zuvor dem Kabinett vorgestellt hatte. In der Erklärung bekennt sich die Brandenburger Wirtschaft zu ihrer Verantwortung für gute Ausbildung. Die Jugendlichen werden aufgefordert, die aktuell guten Chancen für den Berufseinstieg konsequent zu nutzen. Die Arbeit des Konsens wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt.

Anlässlich der Unterzeichnung sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck: „Unsere Wirtschaft läuft insgesamt weiterhin gut. Bremsspuren drohen aber durch fehlende Fachkräfte. Das müssen wir verhindern. Deshalb brauchen junge Frauen und Männer gute Perspektiven in ihrer Heimat Brandenburg. Das erreichen wir nur gemeinsam. Voraussetzung dafür ist eine gute Ausbildung mit der Chance auf einen festen Arbeitsplatz und gute Bezahlung.“

Der Ministerpräsident forderte die Jugendlichen dringend auf, „sich in der neuen Situation keinesfalls auszuruhen und die Beine hochzulegen“. Platzeck: „Gute Schulnoten und soziale Kompetenz sind die unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg in das Arbeitsleben“. Er kündigte auch für dieses Jahr den „Brandenburgischen Ausbildungspreis“ an. Die Ausschreibung startet am kommenden Montag (21. Mai).

Der im Jahr 2003 gegründete Ausbildungskonsens ist ein Teil der Brandenburger Sozialpartnerschaft von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Landesregierung. Beteiligt sind die Landesregierung mit dem Ministerpräsidenten und dem federführenden Arbeitsministerium, den Ministerien für Bildung, Wirtschaft und Infrastruktur sowie die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern (IHK), die Handwerkskammern (HWK), der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und der Landesverband der Freien Berufe Brandenburg (LFB). Die Arbeit des Konsens` - beispielsweise Internetplattform - wird aus Mitteln des Europäischen  Sozialfonds (ESF) und der Partner finanziert.

Die Hauptverantwortung zur Ausbildung von Fachkräften liege, so die Partner in ihrer Erklärung, bei den Betrieben in Form der dualen Berufsausbildung. Die Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze müsse mindestens auf dem jetzigen Niveau gehalten werden. Die Landesregierung sichert „die hohe Qualität der Ausbildung in der Berufsschule als gleichberechtigtem und leistungsstarkem Partner der Berufsausbildung zu“.

Die Erklärung wendet sich auch direkt an die Jugendlichen. Die heutige Situation biete ihnen „Ausbildungsangebote und berufliche Perspektiven“. Es lohne sich, eine Ausbildung in Brandenburg zu machen. Weiter heißt es: „Dafür sorgen wir gemeinsam durch Einhaltung tariflicher Standards und durch gute Perspektiven zur Übernahme in gut bezahlte Arbeitsplätze. Nur mit guten Aussichten werden wir die jungen Frauen und Männer in Brandenburg halten können.“

Speziell wenden sich die Partner an Jugendliche mit Startschwierigkeiten, weniger guten Schulnoten und an Altbewerberinnen und –bewerber. Ihnen sollen besondere Chancen geboten werden.

Arbeitsminister Baaske hatte den Ausbildungskonsens im Jahr 2003 initiiert. Baaske: „Wir haben zusammengehalten und viel erreicht für gute Ausbildung in Brandenburg. Viele Jugendliche kamen dadurch in gute Arbeit. Wir haben sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Auch das ist ein Beispiel für den Vorsorgenden Sozialstaat`. Die jungen Frauen und Männer und ihre Betriebe haben den Aufschwung mitgetragen.“

Inzwischen liegt die Zahl der Schulabgänger mit derzeit 17.200 nur auf etwa der Hälfte des Jahres 2003. Durch diesen Rückgang - bei gleichzeitig teilweiser Zunahme der Ausbildungsplätze durch die positive Wirtschaftsentwicklung - hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt stark verändert.

So mussten im letzten Jahrzehnt im Rahmen des „Ausbildungsprogramm Ost“ noch erhebliche öffentliche Mittel investiert werden, um Jugendlichen überhaupt eine Ausbildungschance zu geben: So begannen im Jahr 2003 etwa 4.900 Jugendliche eine Ausbildung, die für die gesamte Dauer der drei- bis vierjährigen Ausbildung mit 65 Mio. Euro gefördert wurde. Zusätzlich gab es zahlreiche Förderprogramme, die in der Initiative „Jugend 2005“ zusammengefasst waren. Darunter die „Einstiegsteilzeit“ und „Aktionen für Jugend und Arbeit“.

Baaske: „Es herrschte Lehrstellenmangel. Jetzt droht ein Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern. Deshalb gilt es, junge Menschen nach der Schulzeit in Brandenburg zu halten – und andere durch gute Angebote auch nach Brandenburg zu holen.“ Zwar halten sich Zu- und Abwanderung inzwischen die Waage, aber noch immer verlassen mehr junge Menschen Brandenburg als hinzukommen. Baaske: „Gemeinsam sind wir in der verdammten Pflicht, das zu stoppen.“

Dieter Wagon, Chef der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Agentur für Arbeit: „Die Situation auf dem Brandenburger Ausbildungsmarkt hat sich für die Jugendlichen deutlich verbessert. Die Chancen, eine Ausbildung in der Region zu finden, sind sehr gut. Der Grundstein für einen guten Berufsstart wird aber weiterhin von den Jugendlichen in der Schule gelegt. Dazu gehört auch die aktive Nutzung der vielseitigen Möglichkeiten zur Berufsorientierung. Die eigenen Stärken, Neigungen und Interessen müssen mit den Anforderungen der vielfältigen Berufe und den Gegebenheiten des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in Einklang gebracht werden. Die Berufsberatung der Arbeitsagenturen engagiert sich hier sehr intensiv mit umfangreichen Angeboten.“

Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: "Die Zeit von "Hauptsache: billig" ist vorbei. Das gilt auch für Auszubildende! Der Deutsche Gewerkschaftsbund ist stolz darauf, dass sich inzwischen alle Beteiligten am Ausbildungskonsens zu tarifgerechter Bezahlung für Auszubildende bekennen und zur Übernahme nach der Ausbildung. Das wünschen wir uns in allen Bundesländern und in allen Tarifbereichen."

Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB): „Der Brandenburgische Ausbildungskonsens ist ein Erfolgsmodell. Seit 2003 bietet er viele Informationsangebote für Jugendliche. Das Ziel, jedem Ausbildungswilligen einen betrieblichen Ausbildungsplatz bereitzustellen, ist erfüllt. Heute geht es vor allem darum, geeignete Bewerber zu finden. Ein Schwerpunkt bei der Fortschreibung des Ausbildungskonsenses wird deshalb darauf liegen, sich verstärkt für die Qualifizierung von Berufseinsteigern mit Startschwierigkeiten einzusetzen. Außerdem muss das Ziel eines gemeinsamen Ausbildungsstellenmarktes Berlin-Brandenburg weiter verfolgt werden.“

Dr.-Ing. Victor Stimming, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg (LAG): „Mit dem Brandenburgischen Ausbildungskonsens sind die entscheidenden Herausforderungen rund um die berufliche Bildung definiert. Damit die Integration in duale Ausbildung gelingt, muss durch die Schule die Ausbildungsreife der Schulabgänger sicher gestellt werden. Dazu gehört eine fundierte Berufs- und Studienorientierung, um eine zukunftsorientierte Berufswahl zu treffen. Auch für leistungsstärkere Jugendliche muss das berufliche Bildungssystem attraktiv bleiben. Für diese Gruppe ist es dann eine interessante Alternative zum Hochschulstudium.“

Jürgen Rose, Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages: „1.900 freie Ausbildungsplätze in 71 Berufen allein im Handwerk zeigen den  Wandel auf dem Ausbildungsmarkt in wenigen Jahren. Um die potenziellen Bewerberinnen und Bewerber  auf vielen Wegen zu erreichen, bieten die drei brandenburgischen Handwerkskammern Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam beispielsweise seit kurzem die App „Lehrstellenradar“ an, mit der sich Schülerinnen und Schüler per Smartphone über freie Ausbildungsplätze in Handwerksbetrieben ihrer Region tagesaktuell informieren können.“

Dr. Martina Münch, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport: „Die Voraussetzungen für eine gute Ausbildung und die Sicherung des Fachkräftebedarfs im Land Brandenburg werden in der Schule gelegt. Aus diesem Grund hat die Landesregierung in den vergangenen Jahren durch vielfältige Maßnahmen wie die Stärkung von Kernkompetenzen in Deutsch und  Mathematik, das ‚Praxislernen‘ oder die ‚Initiative Oberschule‘ die Berufsorientierung an den Schulen verstärkt. Gleichzeitig sichern wir die hohe Qualität der Ausbildung in der Berufsschule als wichtigem Partner der Berufsausbildung.“

Ralf Christoffers, Minister für Wirtschaft und Europa: „Die wohl größte Herausforderung für die Brandenburgische Wirtschaft besteht derzeit in der Sicherung des Nachwuchses. Die nachhaltige Sicherung des Fachkräftebedarfs wird jedoch nur durch ein breites Bündnis aller Beteiligten gelingen. Landesregierung und Wirtschaft müssen gemeinsame Strategien entwickeln um das Land zukunftsfähig zu halten. Hierzu ist unser Ausbildungskonsens ein wichtiges Instrument, das es zu fördern gilt. Ich freue mich sehr, dass die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortgesetzt und an die veränderten Bedingungen angepasst wird.“

Jörg Vogelsänger, Minister für Infrastruktur und Landwirtschaft: „Ob Landwirt, Gärtner oder Milchtechnologin: In jedem Jahr bietet der Agrarbereich mit seinen Grünen Berufen Hunderten jungen Leuten eine Chance, in der eigenen Region zu bleiben. Dass die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung auch in den Grünen Berufen eine zunehmend große Herausforderung ist, zeigt der Trend der vergangenen Jahre. Bei sinkenden Schulabgängerzahlen verringerte sich zuletzt auch die Anzahl der Neueinsteiger in der Agrarbranche - ein klares Indiz dafür, dass auch die Betriebe selbst gefordert sind, noch mehr Wert auf kontinuierlich gute Ausbildungsbedingungen und attraktive Berufsperspektiven in der märkischen Heimat zu legen.“

Potsdam, 15.05.2012

Veröffentlicht von:
Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie

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