1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert
Geschichte, Kultur und Geschichten hinter den Kulissen des Neuen Marktes
Am 21. September 2018 rückt die Veranstaltung „Hinter den Kulissen des Neuen Marktes“ einen der schönsten und klügsten Plätze Potsdams in den Fokus. Der Neue Markt, obwohl mitten im Herzen der Stadt gelegen, gilt immer noch als Geheimtipp. In den letzten 25 Jahren ist hier ein barockes Kleinod wieder entstanden, hinter dessen Fassaden sich ein lebendiges Zentrum für Kultur und Forschung verbirgt. „Hinter den Kulissen des Neuen Marktes“ ist ein Projekt der Jahreskampagne zum 1.025-jährigen Stadtgeburtstag.
Seit den 1990er Jahren siedelten sich Forschungsinstitutionen und Kultureinrichtungen am Neuen Markt an, die das „Forum Neuer Markt“ bilden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen sich mit historischen und aktuellen gesellschaftlichen Themen, die in Publikationen, Veranstaltungen und Ausstellungen veröffentlicht und präsentiert werden. Seit einem Vierteljahrhundert bereichert das Einstein Forum als eine der ersten Institutionen, die ihre Wirkungsstätte am Neuen Markt fand, die Potsdamer Forschungslandschaft. In seinem Selbstverständnis beruft sich das Forum auf die traditionelle Rolle Potsdams als Zentrum der Aufklärung. Als „Laboratorium des Geistes“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, innovative geisteswissenschaftliche Forschung, die nationale und akademische Grenzen überschreitet, zu initiieren und zu befördern, sagte Goor Zankl, Geschäftsführer des Einstein Forums. Der Epoche der Aufklärung haben sich auch die Mitarbeiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) verpflichtet, die im Rahmen der Ausgabe sämtlicher Schriften und Briefe von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) in der „Leibniz-Editionsstelle Potsdam“ die politischen Schriften des Universalgelehrten und Vordenkers der Aufklärung herausgeben.
Mit der Ansiedlung der Einrichtungen seit den 1990er Jahren ging eine umfangreiche Sanierung der Platzanlage einher. Sanierungsstau und Leerstand, eine Entwicklung, die bis
in die frühen 1990er Jahren andauerte, wurden erst in den letzten Jahren vollständig behoben. Den Abschluss dieser umfangreichen Baumaßnahmen bildeten 2003 die Eröffnung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) im ehemaligen Kutschpferdestall und die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses Am Neuen Markt 5. Der Neubau schloss eine Lücke, die durch die Zerstörung der historischen Bebauung im Zweiten Weltkrieg entstanden war. Die moderne Architektur spielt gekonnt mit dem kulissenhaften Gestus seines friderizianischen Vorgängerbaus, indem sie mit der barock anmutenden Fassade an die ursprüngliche Gestaltung erinnert, dennoch nicht das moderne und funktionale Gebäude dahinter verbirgt.
Die Veranstaltung am 21. September 2018 nimmt diesen Gedanken auf und will einen Blick hinter die Kulissen eröffnen. Die Kultur- und Forschungseinrichtungen laden erstmals zu informativen und kurzweiligen Führungen ein. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), die BBAW, das Moses Mendelssohn Zentrum (MMZ), das Einstein Forum, das Filmmuseum Potsdam und die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte / Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte stellen aktuelle Projekte und die Geschichte der jeweiligen Gebäude vor. Die Museen bieten ab 15 Uhr zusätzlich einen kostenfreien Eintritt in ihre Ausstellungen an.
„Mit der Eröffnung des HBPG im sanierten Kutschpferdestall ist ein attraktiver Ort für die Vermittlung der Landesgeschichte geschaffen worden, der seither über 500.000 Besucher anlockte“, erläutert der Chef des Hauses, Dr. Kurt Winkler, und lädt „alle Potsdamer zu einem Blick nicht nur „hinter die Kulissen“, sondern auch in die spannende Zukunft des HBPG herzlich ein.“ Im Filmmuseum erwartet die Besucher ein geführter Rundgang durch teilweise nicht-öffentliche Räume. „Wir zeigen unsere aktuellen Ausstellungen, aber auch das Kino samt Vorführraum und Welte-Kinoorgel, an der historische Stummfilme begleitet und so zum Leben erweckt werden“, so Christine Handke vom Filmmuseum. Für die Führungen durch das ZZF wurde bereits historisches Fotomaterial des Kabinetthauses gesichtet und aufbereitet, das die Besucher auf eine Bilderreise in die Vergangenheit mitnehmen wird. Zudem wird es einen langen Büchertisch mit aktuellen Publikationen des ZZF sowie antiquarischen Büchern geben, verrät Marion Schlöttke. Die Geschichten der einzelnen Häuser berichten von einer ehemals kulturreichen Nutzung. Beispielsweise residieren das MMZ und die BBAW Am Neuen Markt 8, in dem einst das renommierte Potsdamer Druckerei- und Verlagshaus Stichnote seine Räumlichkeiten besaß. Auch das ZZF hat seinen Sitz seit 2001 in einem geschichtsträchtigen Gebäude, dem Kabinetthaus, in dem Wilhelm von Humboldt geboren wurde und das zeitweilig der königlichen Familie als Wohnstätte diente. Eine kulturhistorische und museale Tradition verbindet sich auch mit dem Gebäude Am Neuen Markt 6. Von 1926 bis 1932 beherbergte das heutige Wohnhaus die kulturhistorische Abteilung des städtischen Museums, die historische Möbel sowie Pläne aus der Museumssammlung der Öffentlichkeit präsentierte. Auf eine museale Vorgeschichte kann ebenso das Filmmuseum Potsdam verweisen, das sich seit 1981 im ehemaligen Marstall befindet. In den 1920er bis 1940er Jahren waren hier das Garnisonmuseum sowie die städtische Gemäldesammlung untergebracht.
Ergänzt wird das Angebot durch Führungen über den Neuen Markt, die sich der Geschichte des Platzes widmen. Aufgrund seines fast vollständig erhaltenen Zustandes ist das architektonische Ensemble aus dem 18. Jahrhundert vor allem ein eindrucksvolles Zeugnis des Gestaltungs- und Herrschaftswillens König Friedrich II. (1712–1786). Mit der Errichtung repräsentativer und prachtvoller Bürgerhäuser hatte der preußische Herrscher einst namhafte Architekten beauftragt, denen er mit wenigen Federstrichen seine Vorstellungen der Fassaden nach italienischem Vorbild eigenhändig skizziert hatte. Wie wichtig Friedrich dem Großen die Stadtverschönerung war, zeigt sich auch daran, dass er die Bürgerhäuser vornehmlich auf seine Kosten errichten ließ.
Dass der Neue Markt einst Ort des Handels und Markttreibens war, daran erinnert die Waage, die sich in der Mitte des Platzes befindet und noch bis Ende der 1970er Jahre in Benutzung war. Wohl kaum bekannt ist, dass der Platz zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Gerichtsplatz diente und hier Hinrichtungen vollstreckt wurden. In den 1930er Jahren wurden das Geschehen und die Atmosphäre von Polizei und SS geprägt, die mehrere Gebäude und den Kutschstall nutzten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zogen in Stall- und Hofgebäude Werkstätten für landwirtschaftliche Maschinen sowie der „Handelsbetrieb Obst und Gemüse“ ein. Heute dient die Gewölbehalle des Kutschpferdestalles als Veranstaltungsort und lädt am 21. September von 15 bis 20 Uhr zum Verweilen und einen gemütlichen Ausklang bei Getränken, Snacks, filmischen Impressionen und Live-Musik ein.
„Die Veranstaltung ‚Hinter den Kulissen des Neuen Marktes‘ haben wir im Kontext der Jahreskampagne ‚1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert konzipiert, um auch an diesem Ort auf die enormen Entwicklungen der vergangenen 25 Jahre aufmerksam zu machen. Das Format ist eine Premiere. Wir würden uns sehr freuen, wenn viele Potsdamerinnen und Potsdamer sowie Gäste unserer Stadt das Angebot annehmen“, erläutert Dr. Sigrid Sommer, Bereichsleiterin Marketing der Landeshauptstadt Potsdam und Initiatorin der Veranstaltung.
Das vollständige Programm mit detaillierten Informationen finden Sie hierPotsdam, 12.09.2018Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
