Navigation überspringen
Potsdam, 08.06.2009

Junge Filmemacher zwischen Diktatur und Demokratie

08.06.2009 - Im Rahmen von Kulturland Brandenburg „Freiheit. Gleichheit. Brandenburg. Demokratie und Demokratiebewegungen“ erinnert das Filmmuseum Potsdam an die Nachwuchsbewegung der DEFA in den 80er Jahren. Die Forderungen der damals jungen Filmemacher waren: jünger, kritischer und freier Filme machen zu können. Es schwelte ein Generationskonflikt zwischen denen, die nach dem Krieg diese Deutsche Demokratische Republik aufgebaut hatten und denen, die nach 1945 geboren wurden. Das Credo der Nachwuchsgruppe der DEFA war die Gesprächsbereitschaft. Insofern hat diese – im Nachhinein betrachtet – sehr ungleiche Gruppe das demokratische Prinzip des politischen runden Tisches vorweggenommen. Ihre Veranstaltungen waren offen für die Älteren, wie ihre Köpfe offen waren für die Argumente der Andersdenkenden. Der Weg, in den Strukturen des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden (VFF) zu arbeiten, war jedoch lähmend.

Aufrichtig war der Wille, demokratisch über limitierte Mittel zu entscheiden. Dafür stehen drei Produktionen aus der Wendezeit, die in eigenständiger Verantwortung der Künstlerischen Produktionsgruppe „Nachwuchs“ ab 1.1.1990 realisiert wurden: „Letztes aus der DaDaeR“, „Banale Tage“ und „Das Land hinter dem Regenbogen“.

Im Eröffnungsfilm der Reihe „Die Architekten“ haben Peter Kahane, der Regisseur, Thomas Knau, der Autor, Andreas Köfer, der Kameramann, dieses Schicksal ihrer Generation thematisiert. Die nach 1945 Geborenen kamen nicht zum Zuge. Der Film – ein direktes Angebot zur offenen Diskussion über ein menschenwürdiges Leben in der DDR – wurde 1988 entwickelt, im Herbst 1989 gedreht und wie viele seiner Zeit, 1990 von der Geschichte überholt. 20 Jahre später sind diese Filme ein berührendes Zeugnis über Alltag und Anspruch junger Menschen in diesem Teil Deutschlands.

Eröffnung:

11.6. 20:00
Eröffnung der Filmreihe und DVD-Präsentation

Gäste: Helke Misselwitz, Peter Kahane, Jörg Foth, Andreas Köfer, Tony Loeser, Andreas Höntsch, Herwig Kipping, Peter Welz u.a.
Moderation: Heidrun Wilkening
Begrüßung: Dr. Brigitte Faber-Schmidt (Kulturland Brandenburg), Dr. Bärbel Dalichow (Filmmuseum Potsdam)

Anschließend:
Die Architekten R: Peter Kahane, D: Kurt Naumann, Rita Feldmeier, Uta Eisold, DDR 1989/90, 97’

Eintritt frei


Filmreihe (11. - 21. Juni 2009):

Winter adé
11. und 12. Juni
R: Helke Misselwitz, DDR 1988
Eine Reise von Süd nach Nord im letzten Jahr der DDR, in einer Zeit, die geprägt ist von dem Wunsch nach Veränderung. Helke Misselwitz spricht mit Frauen über die Menschlichkeit in ihrem Land. Ein Film, der authentisch wie kaum ein anderer über das Leben in der DDR erzählt.

Helke Misselwitz, Jahrgang 1947 – eine der wenigen Regie-Frauen der DEFA – ist heute Professorin an der HFF in Babelsberg. Sie gehörte in den 1980er Jahren zu den Filmschaffenden der so genannten Nachwuchsbewegung, die dringend eine Veränderung im Filmbereich einforderten.

Die Architekten
11., 12. und 19. Juni
R: Peter Kahane, DDR 1989
Daniel ist ein Architekt, lebt in einem DDR-Neubaugebiet und baut seit Jahren Wartehäuschen. Dann endlich ist es soweit, er darf ein Projekt entwickeln mit seinem eigenen Team. Gemeinsam bauen sie am Modell eines ganz besonderen Stadtzentrums mit Raum für Kunst und Kultur. Seine Frau aber leidet an der tristen Wirklichkeit und reist aus. Die Architekten erleben, wie ihre Ideen beschnitten werden und Normteile ihre Vision zerstören.

Letztes aus der DaDaeR
12. und 13. Juni
R: Jörg Foth, DDR 1990
Die Clowns Meh und Weh verlassen alltäglich das Gefängnis, in dem sie eingesperrt sind, um ihr poetisches Werk zu verrichten. Während die beiden ihr Land bespielen, versinkt dieses in Rebellion. Das Staatsgefängnis wird gestürmt und geplündert, die Clowns werden vom Volk verjagt. „Letztes aus der DaDaeR“ ist der erste Film, den die Künstlerische Produktionsgruppe „Nachwuchs“ zu Beginn 1990 produzierte. In freier Entscheidung eines Künstlerischen Rates ohne jede staatliche Kontrolle.

Das Eismeer ruft
10., 13. und 14. Juni
R: Jörg Foth, DDR 1983
Im Frühjahr 1934 geht eine Katastrophenmeldung um die Welt. Das sowjetische Forschungsschiff "Tscheljuskin" ist im Eismeer verunglückt. Auf einem Prager Hinterhof entschließen sich fünf Kinder voll Solidarität und Tatendrang, den Verunglückten zu helfen. Mit Karte und Kompass machen sie sich auf den Weg.
Der Debütfilm von Jörg Foth aus dem Jahre 1983 ist eine poetische und abenteuerliche Geschichte von Werten und Idealen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Fahrrad
15., 20. und 21. Juni
R: Evelyn Schmidt, DDR 1981
Sozial-Portrait der 80er Jahre in der DDR, in und um Halle gedreht. In seiner Darstellung der Innenwelt einer allein erziehenden Frau bis heute aktuell, auf einer zweiten Ebene ein realitätsnaher Spiegel einer vergangenen Zeit. Regisseurin Evelyn Schmidt stand mit dem Film im Zentrum der Auseinandersetzungen um eine andere Art von DEFA-Film, zu der sich die Nachwuchsgruppe 1988 öffentlich bekannte.

Banale Tage
15. und 16. Juni
R: Peter Welz, DDR 1990
Ost-Berlin, Ende der 70er Jahre: Thomas, Auszubildender mit proletarischem Familienhintergrund, und Michael, Schüler aus kulturell geprägtem Elternhaus, verbindet der Generationskonflikt. Der einende Wunsch, der Enge, Verlogenheit und Beschränkung von Eltern und Gesellschaft zu entkommen. Doch während es für den einen lediglich ein provokantes Spiel ist, wird daraus für den anderen bitterer Ernst.
Regisseur Peter Welz konnte seinen Debütfilm im Rahmen der Nachwuchsgruppe „DaDaeR“ bald nach dem Studium drehen. Im Vorfilm erzählt er, wie es dazu kam.

Rabenvater
17., 20. und 21. Juni
R: Karl-Heinz Heymann, DDR 1986
Ruth lebt nach der Scheidung glücklich mit ihrem neuen Partner. Plötzlich meldet sich Exmann Jonathan zurück und macht seine Rechte auf Sohn Alexander geltend. Konflikte scheinen vorprogrammiert, aber Alexander meint: "Mir tun alle Kinder leid, die keinen Vater haben. Ich hab zwei. Ich bin ein Sonntagskind.“ Eine Kinogeschichte aus dem Alltag in der DDR von jungen Filmemachern, die auch nicht so verfilmt werden durfte, wie Autor Thomas Knauf es aufgeschrieben hatte.

Das Land hinter dem Regenbogen
17. und 19. Juni
R: Herwig Kipping, DDR 1991
Eine Kindheit zu Anfang der 50er Jahre in dem Dorf Stalina in der DDR: Die Menschen sind Marionetten ohne Sinn für die Realität. Sie denken nicht, sondern leben ihre Triebe. Alles Unrecht legitimieren sie mit der Verherrlichung des Sozialismus und werden gleichzeitig durch das System zerrieben. Nur die Kinder glauben noch an das Gute im Menschen und an wahrhaftige Liebe. Und Heinrich will für Marie einen Regenbogen zaubern. Herwig Kippings Film entstand 1990/91 in der Künstlerischen Produktionsgruppe „DaDaeR“ und erhielt 1992 den Bundesfilmpreis in Silber.

Potsdam, 08.06.2009

Veröffentlicht von:
Filmmuseum Potsdam

Info Potsdam Logo 2009-06-08 10:44:15 Vorherige Übersicht Nächste


2028

Das könnte Sie auch interessieren:

Institut für Informatik der Universität Potsdam bietet ...


Institut für Informatik der Universität Potsdam bietet ...
10.09.12 - Interessierte und begabte Schüler können an der Universität Potsdam ein Juniorstudium der Informatik ...

Stadtwerke-Fest 2012 mit "Frankie Goes To ...


Stadtwerke-Fest 2012 mit "Frankie Goes To ...
30.05.12 - Bereits zum 12. Mal laden die STADTWERKE POTSDAM ihre Kunden zum STADTWERKE-FEST ein. Die Veranstaltung vom 29. Juni ...

Volkspark Potsdam: Mit Volldampf Richtung Fußball-EM ...


Volkspark Potsdam: Mit Volldampf Richtung Fußball-EM ...
14.05.12 - Die Fußball-EM in Polen und der Ukraine naht und auch im Volkspark steigt das Fußballfieber. Die ...

Mit 7,8% weniger als 30.000 Arbeitslose im Raum Potsdam


Mit 7,8% weniger als 30.000 Arbeitslose im Raum Potsdam
04.07.11 - Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Potsdam ging auch im Juni weiter zurück. Mit 7,8% lag ...

Junior Ranger erkunden Mittelalter


Junior Ranger erkunden Mittelalter
23.06.11 - Das 9. internationale SommerCamp der Junior Ranger wird am 2. Juli um 10 Uhr im Naturpark „Hoher ...
 
Facebook twitter