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Potsdam, 03.11.2010

Ist der Arbeitsmarkt für Menschen mit Autismus offen?

Können Menschen mit Autismus einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt nachgehen? 84 interessierte Fachleute besuchten am Dienstag die Fachtagung „Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Autismus-Spektrums-Störungen“ im Oberlinhaus in Potsdam. Von ihren durchaus positiven Erfahrungen berichteten am Vormittag drei Referenten/innen.

Professor Dr. Matthias Dalferth, Hochschule Regensburg, hat sich intensiv mit den Ausbildungsmöglichkeiten von jungen Menschen mit Autismus und deren Vermittlung in den Arbeitsmarkt beschäftigt. „Die berufliche Qualifizierbarkeit von Menschen mit Autismus steht heute außer Frage - wenngleich dies nicht bedeuten soll, dass jeder junge Mensch mit Autismus ausgebildet werden kann. Die Möglichkeiten und Formen der beruflichen Förderung sind sehr von der individuellen Ausprägung der autistischen Behinderung des Jugendlichen abhängig. Viele junge Menschen mit Autismus werden jedoch auf den Rahmen eines Berufsbildungswerkes angewiesen bleiben“, so Dalferth. „Neben der rein beruflichen Qualifizierung steht auch das Training von sozialen, lebenspraktischen und kommunikativen Kompetenzen im Vordergrund. Über spezifische Förderprogramme (z.B. Sozialtraining) können Menschen mit Autismus soziale, planerische und kommunikative Defizite kompensieren und eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt wird so eine realistische Option. Nicht jeder wird jedoch voll und ganz auf Begleitung und Betreuung verzichten können.“

Rund 17.000 Menschen in Brandenburg leben mit einer Autismus-Spektrums-Störung. Alle Befragungen zeigen, dass Arbeit und Beschäftigung auch für autistische Menschen wichtig ist, und dass sie bei Einrichtung von entsprechenden Hilfen leistungsfähig sind.

Martina Schabert, Leiterin des Forschungsprojektes „AUTWERK in der Stiftung Attl in Wasserburg stellte Ansätze vor, mit deren Hilfe Menschen mit hohen Hilfebedarfen die Arbeit in Werkstätten für behinderte Menschen ermöglicht wird. Am Beispiel einer autismus-spezifischen Arbeitsgruppe erläuterte sie methodische Aspekte wie Strukturierungs- und Visualisierungshilfen nach dem TEACCH Ansatz. Beispielsweise kann mittels Piktogrammen (Symbolkarten) der Arbeitsablauf verdeutlicht werden.

Christine Giga leitet das Netzwerk „Integrationsassistenz Brandenburg“ und informierte über die berufliche Integration für Menschen mit Behinderung in Fürstenwalde und Umgebung. Ihre Erfahrungen zeigen, dass immer mehr Unternehmen sich öffnen und bei entsprechender Unterstützung eine Integration erfolgreich ist. Frau Giga hat in jüngster Zeit zwei Menschen mit Autismus in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt und sieht weitere Möglichkeiten der Integration.

Im Jahr 2005 waren allerdings nur 5 % der Menschen mit Autismus im ersten Arbeitsmarkt beschäftigt. 25-30 % waren ohne Beschäftigung und 65 % arbeiteten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Studien in den USA belegen die Berufstätigkeit dieser Personengruppe von 24 – 35 %.

Das Oberlinhaus bildet derzeit 41 Menschen mit Autismus in 30 unterschiedlichen Berufen für den ersten Arbeitsmarkt aus. Im Rahmen der Berufsvorbereitung werden in diesem Jahr 14 junge Menschen begleitet. In den Aktiva Werkstätten im Oberlinhaus arbeiten neun Menschen mit Autismus. In den Christopherus-Werkstätten der Samariteranstalten in Fürstenwalde arbeiten derzeit fünf Beschäftigte mit Autismus Diagnose.

CJD Prignitz, Oberlinhaus und die Samariteranstalten Fürstenwalde haben sich im Kooperationsverbund Autismus zusammengeschlossen, um in allen Fragen zum Autismus durch den Kooperationsverbund kompetent und wohnortnah Antworten zu bieten.

Potsdam, 03.11.2010

Veröffentlicht von:
Oberlinhaus

Info Potsdam Logo 2010-11-03 10:14:34 Vorherige Übersicht Nächste


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