Förderverein Alte Neuendorfer Kirche stellt sich vor
Verein schafft offenen Ort der Begegnung am Neuendorfer Anger
Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 koordiniert die Untere Denkmalschutzbehörde eine umfangreiche Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Europa in Potsdam – Kulturerben zeigen ihre Stadt“. Zahlreiche Potsdamer Vereine für Baukultur beleben die vielen denkmalgeschützten Orte in der Stadt mit ihren Veranstaltungen. „Die Stadt verdankt diesen Vereinen und Engagierten in der Denkmalpflege unendlich viel. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit und möchten die Vereine und Initiativen deshalb im Vorfeld des Tags des offenen Denkmals präsentieren“, sagt Sabine Ambrosius von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Der diesjährige Tag des offenen Denkmals am 9. September wird einer der Höhepunkt des Jahresprogramms im Europäischen Kulturerbejahr sein. Zahlreiche Denkmale in Potsdam werden ihre Türen öffnen und die Mitglieder der Vereine zu Gesprächen bereitstehen.
Die Alte Neuendorfer Kirche prägt mit ihrer besonderen oktogonalen Form und den gelben Backsteinen den erstmalig 1375 erwähnten Neuendorfer Anger, der den Kern des späteren Ortsteils Babelsberg bildet. Das Gebäude wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in der unmittelbaren Nähe einer baufällig gewordenen älteren Kirche von 1585 errichtet. Erste Skizzen lieferte dafür der architektonisch versierte König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) persönlich, überarbeitet wurden sie von Ludwig Ferdinand Hesse (1781-1876). Schinkel-Schüler und Potsdamer Bauinspektor Christian Heinrich Ziller (1792-1868) und seine Mitarbeiter fertigten schließlich die bis heute erhaltenden Bauzeichnungen an. Im Mai 1850 begann der Bau, die Einweihung erfolgte am 30. Januar 1853. Der wegen zahlreicher Industrieansiedlungen rasante Bevölkerungszuwachs ließ die Kirche bald zu klein werden, sodass 1898 an der Stelle der frühen Fachwerkkirche ein stattlicher neugotischer Backsteinbau für 800 Menschen mit einem 54 Meter hohen Turm gebaut wurde. Zur Einweihung am 18. Oktober 1899 erhielt diese den Namen Bethlehemkirche.
Das benachbarte Oktogon wurde entwidmet, der Ausbau zu einem Konfirmandensaal unterblieb und so geriet die kleine Kirche nach und nach in Verfall. Dennoch überlebte sie den benachbarten Neubau – Die Bethlehemkirche wurde im Juni 1941 von Fliegerbomben getroffen und am 18. September 1952 gesprengt. Heute ist der Kirchengrundriss durch eine Ziegelschicht der Rasenfläche erkennbar. Nach dem Krieg wurde die Alte Neuendorfer Kirche als Lagerraum vermietet. Als diese im Zuge des Ausbaues der Nuthe-Schnellstraße abgerissen werden sollte, wurde 1975 das Dach entfernt und der Bau ging in städtischen Besitz über. Die 1978 empfohlene Notsicherung unterblieb und ein Jahr später stürzte das Gewölbe ein.
Aus der Initiative Einzelner und unter dem Vorsitz der Theologin Gisela Opitz wurde im Mai 1999 der Förderverein Alte Neuendorfer Kirche und Neuendorfer Anger e.V. gegründet, um die Angerruine zu sichern. Es gelang unter überwältigender Beteiligung zahlreicher Potsdamer Baufirmen, Helferinnen und Helfer sowie Spenderinnen und Spender innerhalb von sieben Jahren, die komplette Fertigstellung zu realisieren.
Am 7. April 2000 wurde die Alte Neuendorfer Kirche auf dem Neuendorfer Anger ein rechtskräftiges Denkmal und am 8. September 2007 als „kleines Wunder von Babelsberg“ feierlich übergeben und dient seitdem als Außenstelle des Potsdamer Standesamtes. Dieser stimmungsvolle Raum, von dessen wiederentstandenem Gewölbe goldene Sterne glitzern, wird nun ganzjährig durch Eheschließungen, Ausstellungen, Gottesdienste, Konzerte und Festivitäten mit Leben gefüllt. Dem Förderverein ist es ein Anliegen, gemeinsam einen offenen Ort der Zusammenkunft und Begegnung für alle Menschen zu schaffen. Jeder ist herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen teilzunehmen und sich aktiv einzubringen – sei es bei Sektempfängen nach Trauungen oder beim Getränkeverkauf zu Konzerten und Festen.
Am Tag des offenen Denkmals hat die Kirche von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Um 14 Uhr findet ein Vortrag von Andreas Kitschke über die Entwicklungsgeschichte des Neuendorfer Angers und seiner Kirchen statt. Zudem gibt es eine Ausstellung zur Geschichte und Sanierung der Angerkirche (Bild und Film).
Das Programm der Reihe „Europa in Potsdam – Kulturerben zeigen ihre Stadt“ gibt es online unter www.potsdam.de/kulturerben-zeigen-ihre-stadt. Das Programm zum Tag des offenen Denkmals wird in Kürze separat veröffentlicht.
Infos zum der Förderverein Alte Neuendorfer Kirche und Neuendorfer Anger e.V. gibt es unter www.alteneuendorferkirche.de.
Potsdam, 02.08.2018
Veröffentlicht von:
Landeshauptstadt Potsdam
