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Potsdam, 13.04.2011

Mehr Engagement für wissenschaftlichen Nachwuchs

"Bund und Länder müssen endlich mehr für die Zukunft des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland tun", forderte der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Professor Dr. Bernhard Kempen, anlässlich des 61. DHV-Tages in Potsdam.

Trotz steigender Studierendenzahlen stagniere die Zahl der Universitätsprofessoren über zehn Jahre hinweg bei 24.000. Mit Mitteln der Exzellenzinitiative und anderer Förderinstrumente seien immer mehr Nachwuchswissenschaftler an den Universitäten eingestellt worden, die nun vor einem dramatischen Stau stünden. "Immer mehr Nachwuchswissenschaftler kämpfen um immer weniger Professorenstellen. Gerade einmal jeder dritte Nachwuchswissenschaftler schafft es auf eine Professur", betonte Kempen. "Statt W2 oder W3 droht dem wissenschaftlichen Nachwuchs Hartz IV."

Um sich im Sinne der Empfehlung des Wissenschaftsrats vom Juli 2008 wie die Schweiz einer Relation von 40 Studierenden pro Universitätsprofessor zu nähern, müssten Bund und Länder bei gegenwärtig rund 1,45 Millionen Studierenden an den Universitäten in Deutschland ca. 10.000 zusätzliche Universitätsprofessuren einrichten. "Das käme dem wissenschaftlichen Nachwuchs ebenso wie den Studierenden zugute", erklärte Kempen.

Bei der weltweiten Konkurrenz um Spitzenwissenschaftler, so Kempen weiter, müssten deutsche Universitäten attraktive und verlässliche Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler anbieten können. Dazu gehöre insbesondere der sogenannte "Tenure Track". Von der Zusage, nach Ablauf einer positiv evaluierten Qualifikationszeit eine Universitätsprofessur zu erhalten, sollten künftig auch Habilitanden profitieren können. ",Tenure track´ ist ein Mittel der Exzellenzförderung", hob Kempen hervor. "Diese Option kann daher nicht für alle Nachwuchsstellen gelten."

Grundsätzlich müssten dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland größere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gegeben werden. "Die Vorzüge der Personalkategorien ,Juniorprofessor´ und ,Nachwuchsgruppenleiter´ sind auf andere Qualifizierungsstellen zu übertragen", regte Kempen an. Der DHV schlage vor, deutlicher zwischen Qualifizierungs- und wissenschaftlichen Dienstleistungsaufgaben zu differenzieren, damit wissenschaftliche Mitarbeiter Zeit zur Eigenqualifikation und für selbständige Lehrerfahrungen zur Verfügung hätten.

Nichtberufung, so Kempen weiter, bedeute in vielen Fächern angesichts des Nachfrageüberhangs keineswegs Minderqualifikation. Längere Wartezeiten müssten durch die Schaffung von Überbrückungspositionen und durch Stipendien aufgefangen werden können. Auf Landes- und im Einzelfall auch auf Universitätsebene könne zudem die Einrichtung von Karrierezentren nichtberufenen Wissenschaftlern dabei helfen, ihr Qualifikationspotential außerhalb der Universitäten zu entfalten. "Der örtlichen Agentur für Arbeit fehlt häufig die Sensibilität und Erfahrung mit solch hochqualifizierten Spurwechslern", konstatierte der DHV-Präsident.

Lehraufträge, die zum Pflichtlehrangebot für die Studierenden gehörten, seien insbesondere auch bei Privatdozenten stets zu vergüten. Lehrbeauftragte mit faktisch dauerhaften Lehraufgaben müssten reguläre Beschäftigungsverhältnisse erhalten. "Inakzeptabel" nannte Kempen die von vielen Universitäten praktizierte Haltung, aus Kostenersparnis anstelle einer Lehrstuhlvertretung immer wieder Lehraufträge zu vergeben. Lehrstuhlvertretungen müssten für die Dauer eines Semesters und nicht nur für die Vorlesungszeit vergütet werden.

Potsdam, 13.04.2011

Veröffentlicht von:
Deutscher Hochschulverband (DHV)

Info Potsdam Logo 2011-04-13 15:45:17 Vorherige Übersicht Nächste


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