Meierei im Neuen Garten
Die Fertigstellung und Eröffnung der Meierei fällt in das Jahr, in dem Potsdam den 200. Geburtstag des Architekten Ludwig Persius feiert. Die Revitalisierung eines seiner schönsten Bauwerke als Ausflugslokal ist wohl eine besondere Ehrung des bedeutenden Sohnes der Stadt und ein wichtiges Signal für die fortschreitende Wiederherstellung des Neuen Gartens. Obwohl die ursprüngliche Bezeichnung als "Meierei" erhalten blieb, ist die Geschichte des Gebäudes seit 1862 bestimmt durch die Technik und Gastronomie. Die Wiederherstellung als Brauereigaststätte knüpft an diese Tradition in neuer Weise an.
Königliche Milch aus grünem Glas
Die Meierei war 1790-1792 unter Friedrich Wilhelm II. von Andreas Ludwig Krüger nach Angaben von Carl Gotthard Langhans errichtet worden. Sie erhielt ihren Platz im Neuen Garten direkt am Ufer des Jungfernsees. Neben dem Kuhstall und der Meierwohnung befand sich in der Meierei ein tapeziertes und furniertes Kabinett, in dem der König Milch aus grünen Gläsern trank. Vom Kabinett aus sah er die Kühe auf der Weide, die das Parkufer in ein ländliches Stimmungsbild verwandelten. Daneben diente die Meierei auch wirtschaftlichen Zwecken, denn von hier aus wurden der königliche "Caffetier", die Hofküche sowie die königliche Menagerie mit Milchprodukten versorgt und die Kälber zur Zucht und Schlachtung geliefert.
Milch und Kaffee für Parkbesucher
Schon um 1800 bekamen auch die Parkbesucher Milch und Kaffee angeboten. Der unerlaubte Tabaksgenuss und der Ausschank von Branntwein empörten zwar den Hofmarschall, machten die Meierei aber bald zu einem beliebten Ausflugsziel. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde das Gebäude von Ludwig Ferdinand Hesse nach Entwürfen von Ludwig Persius 1843/1844 zu einer "Meierei-Villa" im "normännischen Styl" umgebaut. Bei der Aufstockung des Wohngebäudes erhielt die Meierei Turm und Zinnen im Burgenstil sowie königliche Teezimmer. Hier boten Fenster in der Art einer "venezianischen Loggia" dem König einen herrlichen Blick über den Jungfernsee bis nach Sacrow und Glienicke. Mit der Anlage befestigter Uferterrassen und einer kleinen Bucht erhielten auch die Ausflugsgäste einen verschönerten Platz mit Blick auf das Wasser. Ebenso wie die Heilandskirche oder das Maschinenhaus im Park Babelsberg von Ludwig Persius erschien die Meierei aus der Ferne wie in den Jungfernsee hinein gebaut.
Familiäre Gastlichkeit an der Havel
Die Milchwirtschaft wurde 1861 eingestellt, das Vieh an andere Orte gebracht. Den früheren Kuhstall erweiterte man 1862 zu einem Wasserwerk mit Pumpstation und Schornstein, die sich im Charakter dem Umbau von Ludwig Persius anschlossen. Nach Verkleinerung der Pumpanlage und der Übernahme der Meierei durch den Preußischen Staat erfolgte 1926 bis 1928 der innere Ausbau als Gaststätte. In der ehemaligen Wohnung des "Restaurateurs" richtete man den Gastraum, in der ehemaligen Milchstube Friedrich Wilhelms II., einen Schankraum, im ehemaligen Kesselhaus die Küche und Spülküche und neben dem Flur einige Gästetoiletten ein. Die Teezimmer im Obergeschoss, die früher nur dem König und Hofstaat vorbehalten waren, wurden nun ebenfalls als Gaststuben genutzt.
Bis zum zweiten Weltkrieg war die Meierei eines der beliebtesten Ausflugslokale an der Havel. Es lockte hier nicht zuletzt auch der Kuchen, den der Sohn des Pächters Wolske - als gelernter Konditor - seinen Gästen anbieten konnte.
Ein fast 60 Jahre währender Alptraum geht für die Meierei zu Ende. Nach Kriegsende brannte die Meierei in weiten Teilen aus. Wachmannschaften der Roten Armee hatten hier offenbar Öfen zur Trocknung ihrer Mäntel nutzen wollen. Die Pumpstation blieb zwar funktionstüchtig, lag aber seit 1961 im Grenzstreifen und war nur noch eingeschränkt zugänglich. Nach 1989/90 wurde zunächst die Wiederherstellung des Pumpenhauses in Angriff genommen. 1997 erfolgte eine Notsicherung und Aussteifung des Ruinenteils durch eine Balkenkonstruktion und ein Notdach. Danach konnte noch im gleichen Jahr eine restauratorische Bestandserfassung durchgeführt werden.
Quellen
Text: www.meierei-potsdam.de
Foto: Putzmann + Partner
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