Navigation überspringen
Potsdam, 30.10.2009

Verein „Neues Potsdamer Toleranzedikt“ gegründet

Ein Jahr nach der Vorstellung des Neuen Potsdamer Toleranzedikts im Oktober 2008 haben Potsdamerinnen und Potsdamer nun einen Verein gegründet, der die Anliegen des Toleranzedikts aufgreifen und fortführen will. Mit einer Feierstunde in der Französischen Kirche am 29. Oktober, dem 324. Jahrestag des historischen Ediktes von Potsdam, nahmen die Mitglieder des Vereins „Neues Potsdamer Toleranzedikt – Gemeinsam für eine weltoffene Stadt e.V.“ ihre Arbeit auf.

„Der Verein will die positiven Impulse des vergangenen Jahres aufnehmen und fühlt sich den Zielen des Toleranzediktes von 2008 verpflichtet“, betonte Christoph Miethke, der den Vorsitz des neuen Vereins übernimmt. „Wir laden alle ein, sich daran zu beteiligen.“ Rund 45 Besucher der Feierstunde nahmen die Gelegenheit wahr und wurden selbst Gründungsmitglieder des neuen Vereins, darunter Prof. Dr. Wolfgang Cramer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien. Der Verein verfolgt im kommenden Jahr u.a. die Entwicklung eines stadtweiten Patenschaftsprogramms für Potsdam. So sollen Patenschaften zwischen Potsdamer/innen und Neubürger/innen geschaffen werden, um einen ersten Kontakt in einer neuen Umgebung und das gegenseitige Kennenlernen zu ermöglichen. Ziel ist es, Fremde, egal woher diese kommen, herzlich in Potsdam willkommen zu heißen.

Neben anderen Projekten ist aber auch die Unterstützung und Förderung bestehender Initiativen ein Anliegen der Gründungsmitglieder. Im Anschluss an die Feierstunde sammelte der Verein Spenden für den Integrationsgartens am Schlaatz gesammelt, der mittlerweile schon zum sechsten Mal von Unbekannten angegriffen wurde. Die Spende wird den Verantwortlichen des Integrationsgartens demnächst übergeben.

Dem Verein können sich alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vereine, Institutionen und Firmen anschließen. Der Mitgliedsbeitrag ist auf freiwilliger Basis, da niemand aufgrund finanzieller Gründe ausgeschlossen werden soll.

Stimmen zur Gründung

Christoph Miethke, Inhaber Christoph Miethke GmbH & Co. KG, Vorsitzender des Vereins: „Ich freue mich, dass die vielfältigen Aktivitäten des vergangenen Jahres ihren Nachhall und ihre Wirkung finden in der Gründung des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt – Gemeinsam für eine weltoffene Stadt. Sehr gerne beteilige ich mich an den kommenden Diskussionen und Aktivitäten und bin sehr gespannt, was uns gemeinsam noch so alles einfallen wird! Ich lade Sie ein, im Namen der Gründungsmitglieder unseres neu gegründeten Vereins, die aus unterschiedlichsten Richtungen mit auch sehr unterschiedlichen Auffassungen zu dem einen oder anderem Thema hier eng beieinander stehen und anknüpfen wollen an historische Vorbilder, ich lade Sie ein, sich uns anzuschließen und sich mit uns für dieses Potsdam einzusetzen. Aus eigener Erfahrung und in aufrichtiger Dankbarkeit darf ich Ihnen sagen, dass die Kraft des Miteinanders groß und kräftig ist.“

Arndt Gilka-Bötzow, Inhaber des Restaurants „Kleines Schloß“ im Park Babelsberg und Schatzmeister des Vereins: „Ich mache mit, weil es mit diesem Verein möglich ist, konkrete Projekte umzusetzen. Ein Beispiel ist der in meinen Betrieb zu entwickelnde Toleranz-Check. Mit Hilfe seiner ersten Säule soll das tägliche Miteinander durchleuchtet und geholfen werden, eine Kultur des respektvollen und toleranten Umgangs untereinander zu entwickeln. Die zweite Säule hat die wehrhafte Toleranz zum Thema, denn wir wollen für dumpf-dumme Sprüche sowie rassistisch-ausgrenzende Meinungen sensibilisieren und Hilfestellungen erarbeiten, dem stark und selbstbewusst entgegenzutreten.“

Kathrin Boron, mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Rudern, Beisitzerin im Verein: „Ich möchte durch meine Unterstützung einen kleinen Beitrag leisten, dass Potsdam eine weltoffene Stadt wird, dass Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit keine Plattform bekommen und die Menschen den Mut haben, Missstände offen anzugehen.“

Friedrich Reinsch, Leiter des Haus der Generationen und Kulturen am Schlaatz, Stellvertretender Vorsitzender des Vereins: „Was ist notwendig, wenn die alten Denkmodelle nicht mehr funktionieren? Im Darwinjahr sei vermerkt, dass die Denkmodelle ‚Jeder gegen Jeden’ oder ‚Den Kampf ums Dasein gewinnen nur die Stärkeren’ geeignet sind, dass wir das Entwicklungsstadium Menschsein nicht erreichen werden. Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen von den Leitideen Kampf und Auslese und die Wege von Kooperation, Wertschätzung und Mitmenschlichkeit in uns, unserer Mit- und Umwelt auszubauen. Toleranz ist dafür ein Synonym und taugt für eine Vision, die in der Lage ist, die Menschen und die Welt zu verändern. Jedes Kind hat das Grundbedürfnis nach Geborgenheit, Herausforderung und Wachstum. Wachsen können auch Erwachsene nur, wenn sie nicht im engen Tunnel von Angst, Fremdsein, Besserwisserei usw. stecken bleiben. Damit wir Menschen unsere Potenziale entwickeln können brauchen wir ein gutes Betriebsklima, brauchen Anerkennung, Wertschätzung, Offenheit, Wahrheit, Respekt, Vertrauen. Im Sammelbegriff der Toleranz sind all diese Inhalte eingefaltet.“

Jann Jakobs, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam: „Wir haben im vergangenen Jahr neben dem Toleranzedikt auch das Integrationskonzept für die Landeshauptstadt beschlossen und sind der Unternehmerinitiative ‚Charta der Vielfalt’ beigetreten. Diese drei Maßnahmen sind wichtige Beiträge zu unserem Ziel: Potsdam als weltoffene und tolerante Stadt. Das Neue Potsdamer Toleranzedikt hat nun Fuß gefasst in der Stadt. Dies zeigt diese neue Initiative und die Tatsache, dass seit dem vergangenen Oktober nun schon 16.500 Exemplare des Ediktes stadtweit Leser gefunden haben.[…] Ich möchte alle Potsdamerinnen und Potsdamer ermuntern, sich diesen Zielen anzuschließen und die Vorhaben des Vereins zu unterstützen.“

Über den Verein

Wir haben uns als Gruppe von Potsdamerinnen und Potsdamern zusammengefunden, um dem Anliegen des Neuen Potsdamer Toleranzediktes von 2008 nun weitere Schritte folgen zu lassen. Der Verein soll die Toleranzdiskussion dauerhaft in der vielfältigen Stadtgesellschaft Potsdams verankern und die Ideen des Neuen Potsdamer Toleranzediktes fortführen. Dafür möchten wir sowohl bestehende Initiativen und Ideen in Potsdam fördern, als auch eigene Projektideen umsetzen. Dem Verein können sich alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vereine, Institutionen und Firmen anschließen. Der Mitgliedsbeitrag ist auf freiwilliger Basis.

Vorstand

Christoph Miethke, Friedrich Reinsch, Arndt Gilka-Bötzow, Dr. Simone Leinkauf, Prof. Dr. Heinz Kleger, Hildegard Rugenstein, Prof. Dr. Angela Mickley, Kathrin Boron, Tilo Schneider, Jörn-M. Westphal, Stefan Frerichs, Yaakov Khaikin, Daniel Wetzel

Wir wollen mit dem Verein:

  • die Toleranzdiskussion in der vielfältigen Stadtgesellschaft Potsdams verankern;
  • eine selbstbewusste Bürgerschaft im Hier und Jetzt entwickeln, in deren Zentrum die größtmögliche Freiheit aller steht;
  • bestehende Projekte, Bündnisse, Gruppen, Vereine, Aktivitäten und Ideen fördern, die zu einer offenen und toleranten Stadt der Bürgerschaft beitragen;
  • eigene Projekte zur Verknüpfung des Neuen Potsdamer Toleranzediktes mit dem Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam und der Unternehmensinitiative „Charta der Vielfalt“ entwickeln;
  • die Möglichkeiten der Toleranz ausschöpfen und das Nicht-Tolerierbare klar benennen;
  • die Verbindung von Toleranz und Solidarität festigen;
  • den Konsens der Demokraten gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und politischen Extremismus stärken;
  • das Erbe von Aufklärung, Einwanderung und Toleranz sicht und lehrbar halten.

Folgende konkrete Vorhaben hat sich der Verein zunächst auf die Fahnen geschrieben:

Patenschaftsprogramm

Mit dem Patenschaftsprogramm wollen wir ein herzliches „Willkommen!“ an die Menschen senden, die neu zu uns nach Potsdam kommen und hier mit uns zusammenleben. Daher sollen Patenschaften schaffen zwischen Potsdamer/innen und Neubürger/innen geschaffen werden, um einen ersten Kontakt in einer neuen Umgebung und das gegenseitige Kennenlernen zu ermöglichen.

Toleranz-Check

In der Gastronomie und im Hotelgewerbe herrschen nach Auskunft mancher Betreiber und Beschäftigter in Teilen raue und intolerante Umgangsformen. Wir wollen einen Toleranz-Check entwickeln, der den Betroffenen konkrete Instrumente an die Hand gibt, diese Situation zu verbessern. Ziel ist ein toleranter und respektvoller Umgang zwischen Mitarbeitern, Vorgesetzten und Gästen.

Stadtgespräch und Dialog

2008 haben wir über Toleranz in unserer Stadt gesprochen, dabei wurde klar: Für die Potsdamer/innen bedeutet Toleranz vor allem aufeinander zuzugehen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auch zuhören zu können. Wir wollen die Themen der Stadtgespräche (u.a. Jugend- und Soziokultur, Integration und Zusammenleben, Toleranz im alltäglichen Leben) im Sinne eines Bürgerdialogs aufnehmen. Dabei soll nicht nur über Probleme und bestehende Konflikte gesprochen, sondern auch der Austausch von Ideen befördert werden.

Verbreitung und Übersetzung des Neuen Potsdamer Toleranzedikts

16.500 Exemplare des Neuen Potsdamer Toleranzediktes wurden bereits in Potsdam verteilt. Derzeit sind noch knapp 1.000 Bücher vorrätig. Wir werden uns dafür einsetzen, dass es eine Neuauflage gibt, damit sich jede/r Interessierte mit dem Inhalt beschäftigen kann. Außerdem treten wir für die Übersetzung der Präambel, dem Herzstück des Neuen Potsdamer Toleranzediktes, in verschiedene Sprachen ein. Wir wollen den vielen internationalen Gästen unserer Stadt ein wichtiges Stück neuen Potsdamer Selbstverständnisses mit auf den Weg geben – als Zeichen für eine weltoffene und tolerante Stadt!

Potsdam, 30.10.2009

Veröffentlicht von:
Neues Potsdamer Toleranzedikt – Gemeinsam für eine weltoffene Stadt e.V.

Info Potsdam Logo 2009-10-30 15:03:06 Vorherige Übersicht Nächste


2258

Das könnte Sie auch interessieren:

Frauenasyl in Potsdam eröffnet


Frauenasyl in Potsdam eröffnet
05.10.12 - Das neue vom Verein Soziale Stadt Potsdam betriebene Frauenasyl ist eröffnet worden. Es bietet weiblichen ...

LINKE fordert Rettung des SV Babelsberg 03


LINKE fordert Rettung des SV Babelsberg 03
31.05.11 - Aus sportlicher Sicht hat der Verein die Klasse gehalten - nun darf er nicht wegen finanzpolitischen Missmanagements ...

Rahmenvereinbarung zur Fachkräftesicherung


Rahmenvereinbarung zur Fachkräftesicherung
23.05.11 - Die Agenturen für Arbeit Potsdam und Neuruppin sowie die Handwerkskammer (HwK) Potsdam und die Industrie- und ...

Markov übergibt „Blaue Box“ an Verein Potsdamer ...


Markov übergibt „Blaue Box“ an Verein Potsdamer ...
19.11.10 - Der Minister der Finanzen Dr. Helmuth Markov hat heute an der Baustelle zum künftigen Landtag des Landes ...

Förderverein Pfingstberg feiert 20-jähriges ...


Förderverein Pfingstberg feiert 20-jähriges ...
23.09.10 - Der Förderverein Pfingstberg in Potsdam e.V. wurde am 22. September 1990 gegründet. Dieses Jubiläum ...
 
Facebook twitter