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Potsdam, 24.08.2010

20 Jahre Ausländerbeauftragte in der Landeshauptstadt Potsdam

Vor zwanzig Jahren, am 1. September 1990 wurde in der Landeshauptstadt Potsdam Magdolna Grasnick zur Ausländerbeauftragten berufen. Heute nennt sie sich Beauftragte für Migration und Integration und ist im Büro für Chancengleichheit und Vielfalt, das direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt ist, tätig. Vieles hat sich in den letzten zwanzig Jahren geändert. Angefangen hat Magdolna Grasnick sozusagen aus dem „Nichts" heraus. Damals gab es in Potsdam weder Strukturen für die Beratung ausländischer Zuwanderer noch waren andere Angebote für die gesetzlich geforderte Aufnahme der verschiedenen Gruppen von Zuwanderern vorhanden. In der Stadt lebten etwa 800 angemeldete AusländerInnen, die ca. 4000 Personen der russischen Streitkräfte nicht mit berechnet.

Zu den wichtigsten Meilensteinen ihrer langjährigen Tätigkeit zählt Grasnick die Gründung des Potsdamer Ausländerbeirates sowie die Einrichtung der ersten Beratungsstelle für Flüchtlinge. Auch der Beschluss des Unterbringungskonzeptes der Landeshauptstadt und die Abschaffung der Sachleistung für die Leistungsberechtigten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sind auf ihren Einsatz zurückzuführen. Mit der Erarbeitung und Umsetzung des Potsdamer Integrationskonzeptes unter breiter Beteiligung der Potsdamer Akteure an der Integrationsarbeit hat die Beauftragte für Integration und Migration ein wesentliches Fundament geschaffen, um den Integrationsprozess in der Landeshauptstadt besser zu fördern, Migrantenorganisationen zu stärken und zu vernetzen.

„Vor 20 Jahren lagen die Schwerpunkte der Arbeit der Ausländerbeauftragten noch ganz woanders", so Grasnick. Bereits Mitte September 1990 kamen die ersten jüdischen jungen Leute aus der ehemaligen Sowjetunion nach Potsdam, die hier Aufnahme als jüdische Zuwanderer suchten. Bis zum Stichtag 10. November 1991 war der Zuzug der jüdischen Emigranten ohne Aufnahmeverfahren über das Bundesverwaltungsamt möglich. Es war schwierig, für diese Gruppe Wohn- und Integrationsmöglichkeiten zu finden. „Ich habe Kontakt mit Theo Goldstein, einem damals 80 Jahre alten Potsdamer Bürger jüdischen Glaubens, aufgenommen und mit seiner Hilfe versucht, den jüdischen Zuwanderern den Weg zu ebnen", erzählt Grasnick. Dies hat dann auch gut funktioniert. Schließlich wurde in der Kirschallee ein Potsdamer Übergangswohnheim und seit dem Sommer 1993 die Zentrale Aufnahmestelle des Landes Brandenburg für jüdische Zuwanderer eingerichtet.

Das Jahr 1990 ist für die Integrationsbeauftragte auch eng mit der Erinnerung an die Potsdamer vietnamesischen Vertragsarbeitnehmer verbunden. Für das Bleiberecht dieser Gruppe haben die neuen Bundesländer jahrelang gekämpft, mit Erfolg. Im Mai 1993 wurde eine Altfallregelung für die DDR-Vertragsarbeitnehmer durch die Innenministerkonferenz beschlossen.

Zu Beginn der 90-er Jahre war es als Ausländerbeauftragte in Potsdam kaum möglich, sich aktiv in den Planungsprozess der Asylheime einzubringen. Dennoch hat Grasnick es geschafft,
sich gegen die Vollverpflegung in den Gemeinschaftsunterkünften einzusetzen, wie es zuerst geplant war. „Dies war wenigstens eine kleine Möglichkeit an Selbstbestimmung für die Betroffenen", so die Beauftragte.

Heute stehen ganz andere Aufgaben im Vordergrund. Eine der großen Herausforderungen ist die Integration der Zuwanderer. Dazu gehört, dass sich beide Seiten, die Einheimischen und die Zugewanderten füreinander öffnen. Als weiteres Ziel verfolgt die Beauftragte für Migration und Integration die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und aller vorhandenen Beratungsangebote in der Stadt. Sie möchte den Zugang zu Bildung für alle Zuwanderer erreichen und deren Ressourcen, wie Mehrsprachigkeit anerkennen und fördern lassen. Die Landeshauptstadt Potsdam ist eine weltoffene Stadt - diese politische Leitlinie soll auch im Alltag, in den Stadtteilen, erkennbar sein. Dazu gehören insbesondere gegenseitige Achtung und wertschätzender Umgang. Zu den politischen Zielen ihrer Arbeit zählt die Beauftragte das Erreichen des kommunalen Wahlrechts auch für Menschen, die nicht aus der Europäischen Union kommen. Ein großer Herzenswunsch von ihr ist die baldige Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes zu Gunsten der Betroffenen und die bundesweite Abschaffung der Residenzpflicht für Asylbewerber.

Magdolna Grasnick betont, dass ihre Erfolge auch aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit und Unterstützung verschiedenster Gruppen und Einrichtungen zurückzuführen sind wie z.B.
dem Migrantenbeirat, den vielen unterschiedlichen Migrantenorganisationen und Beratungsstellen in der Stadt. Nicht zuletzt haben auch engagierte Stadtverordnete und eine engagierte Verwaltung mit zum Erfolg ihrer Arbeit beigetragen.

Potsdam, 24.08.2010

Veröffentlicht von:
Stadtverwaltung Potsdam

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