HFF-Diplomfilm “WAGs” gewinnt First Steps Award

26.08.2009 - Am gestrigen Abend wurden zum zehnten Mal die First Steps Awards im Berliner Theater am Potsdamer Platz verliehen. Der First Steps Award in der Kategorie „Spielfilme bis 60 Minuten“ ging an WAGs von Evelyn Goldbrunner und Joachim Dollhopf, der 2009 an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Koproduktion mit dem RBB entstand. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert.

WAGs ist die angelsächsische Abkürzung für „Wives and Girlfriends“ – Spielerfrauen. WAGs gelten als die hübschen Anhängsel der Profikicker, die nichts weiter zu tun haben, als Geld auszugeben und Jungs mit den Fußballer-Genen ihrer Väter zu gebären. In diesem Milieu spielt die Geschichte von Dina und Judith, die mit ihren Männern gerade nach Berlin gekommen sind. Die Bulgarin Dina (Vesela Kazakova) weiß, wie sich eine fremde Stadt anfühlt. Ihr Mann Ivo ist schon lange im Profi-Geschäft, ein Fußball-Nomade, der von einer Liga zur nächsten zieht. Zehn Jahre lebt Dina schon als Spielerfrau und während Ivo Karriere machte, verlor sie sich in Überfluss und Überdruss. Ganz anders Judith (Sonja Gerhardt). Sie kommt aus Cottbus, ist erst 19 Jahre alt und unheimlich verliebt in ihren Ronny. Das vielversprechende Jungtalent gehört jetzt zu den Spitzenverdienern und Judith genießt ihr neues Leben in Luxus und Glamour. In Judith erkennt Dina das naive, erfrischend natürliche Mädchen wieder, das sie selbst einmal war. Ein Leben voller Langeweile, Einsamkeit und dem Gefühl der Nutzlosigkeit, soll ihr erspart werden. Dina beschließt Judith zu retten – und damit sich selbst.

WAGs ist der Diplomfilm von Evelyn Goldbrunner (Dramaturgie/Drehbuch), Joachim Dollhopf (Regie), Marco Armborst (Kamera) und René Beine (Produktion). Goldbrunner und Dollhopf schrieben zusammen das Buch und führten gemeinsam Regie. Für das Fußball-Millieu, das dank Hertha BSC auch optisch sehr präsent ist, haben sie sich ganz bewusst entschieden. „Das Leben von Spielerfrauen ist ein einziger Hohn auf Emanzipation und Feminismus. Wir fanden es interessant, eines der negativsten Frauen-Klischees als Basis für unsere Geschichte zu nehmen.“

Die First-Steps-Jury fand es sensationell, „wie die bulgarische Schauspielerin Vesela Kazakova diese vom unerfüllten Lebenshunger ausgelaugte Spielerfrau verkörpert“. Vordergründig mit Klischees jonglierend, so die Jury weiter, landet der Film insgeheim „einen großen Wurf über unser aller Verhältnis zu Schein und Sein“.
Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf haben sich während ihres Studiums an der LMU München kennen gelernt. Vor ein paar Jahren entschieden sie sich gegen eine sichere Zukunft als Lehramts-Kandidaten und beschlossen, an der HFF Film zu studieren. Hier entstanden fünf gemeinsame Filme. Mit Vesela Kazakova besetzten sie bereits die Hauptrolle in „I don’t feel like dancing“ (2008). Der Kurzfilm lief inzwischen auf mehr als 50 Festivals und wurde erst kürzlich mit dem Murnau-Preis 2009 ausgezeichnet. Beide haben in diesem Jahr ihr Studium als Drehbuchautorin/-Dramaturgin bzw. Regisseur mit dem Diplom abgeschlossen.

Bereits vor neun Jahren beendete Aelrun Goette (Deutscher Filmpreis in Gold 2004) ihr Regiestudium an der HFF. Bei den diesjährigen First Steps Awards war sie Mitglied der Dokumentarfilmjury.